Donnerstag, 30. April 2015

30.04.'15 - Vathi; Ithaka - Endlich in Griechenland

Vathi auf Ithaka; 182 nm in 31 Stunden
28.04.'15 - Dienstag in Crotone

Den Montag haben wir hier verbracht. Den Dienstag bleiben wir ebenfalls hier. Wir schauen uns in der Kaiserpfalz von Karl V um, an der auch vor und nach ihm Viele haben herumbauen lassen. Unsere Vorräte an Mineralwasser ergänzen wir ebenso wie die Trinkwasservorräte in den Tanks der Seahorse.

Im Grunde sind wir reisefertig. Wir wollen aber erst Morgen gegen 0500 auslaufen, weil die Prognosen uns dann das herrlichste laue Freizeit-Segelwetter versprechen.

Helmut hat sich eine neue Software auf sein iPad geladen, die letztlich die gleichen Daten liefert wie das 'YachtingWeather', diese aber anschaulicher visualisiert. Aus dieser Visualisierung nehmen wir den zeitlichen Offset von etwa 3 Stunden auf die letzte Zeitreihe, die wir zuvor mit YachtingWeather erstellt haben.

Im Augenblick [1645] wehen uns hier im Hafen unter der Abdeckung der nahen Berge aus SSW 20 kn um die Ohren, in Böen 30 kn. Das beansprucht die Anlegeleine an Backbord stark, weil dort jetzt auch noch eine andere Yacht drauf drückt. Also wird dort mit einer zweiten Leine verstärkt. 

Crotone gefällt uns. Aber wir wollen jetzt weiter. Auf Ithaka werden wir endlich mehr als die halbe Strecke hinter uns gebracht, aber die Hälfte der geplanten Zeit verbraucht haben. In Istanbul wollen wir aber noch ein paar Tage zum 'amüsieren' haben. Ab jetzt geben wir Gas ;-)


29.04.'14 - Wir segeln wieder

Ich habe schlecht geschlafen, weiß aber nicht, wann der starke Wind in der Nacht eingeschlafen ist. Als ich um 0345 aufgestanden bin, war im Hafen alles so ruhig, als hätte hier nie ein heftiger Wind geweht.

Um 0415 starten wir den Motor, werfen die Leinen los und drehen den Bug Richtung Ithaka. Zunächst haben wir im Bereich der Abdeckung von Capo Rizutto keinen verwertbaren Wind. Ab 0545 segeln wir mit beiden Tüchern und endlich wieder ohne Motor. Kurs 102° durch eine Dünung von etwa 1,5 Fuß, die uns seitlich an Steuerbord trifft. Der Wind ist eher schwach, schiebt uns aber auf Halbwindkurs vorwärts. Die Sonne geht um 0556 unter 77° auf. Alles ist gut!

Ab 0600 motoren wir wieder :-(
Die Sonne steigt schnell auf. Um uns herum sind wenig andere Fahrzeuge. An Steuerbord, von dort kommt aktuell das Wetter, lösen sich die wenigen Wolken bereits auf. An Backbord zeigen sich noch viele Wolken, die von dem gestrigen Wind zu einer kompakten, dunklen Masse zusammengeschoben wurden.

Um 0800 segeln wir wieder mit wahrem Wind von 18 kn aus WNW. Die Seahorse macht jetzt 8 kn FdW, einige Male 9 kn, in der Spitze lese ich 9,4 kn. So sollte das jetzt bis Griechenland laufen. Aber um 0900, bei Böen aus NNW über 20 kn und voll gesetzten Segeln nimmt das Dingi langsam aber sicher immer mehr Wasser. Das Selbstlenzventil des Dingis ist geschlossen. Wir wollen es am Heck der Seahorse hochziehen und an den Davids sichern, damit es uns nicht bremst.

Dabei verlieren wir in dieser Reihenfolge zunächst unseren letzten Bootshaken, meine geliebte Mütze (Dockland :-( und dann auch noch das Dingi, das mit einem Male weit hinter uns treibt.

Die anschließende 'Dingi über Bord' Rettungsaktion läuft schnell, aber anstrengend und nicht risikofrei ab. Motor an, Segel runter, Dinge anfahren (mehrfach) und die Halteleine einfangen, ohne daß dabei jemenad von uns über Bord geht und ohne die Halteleine in die Schraube zu locken. 

Danach brauchen wir noch eine halbe Stunde zum Aufräumen, Dingi sicher vertäuen, Schoten des Genua entwirren ...  Um 1000 segeln wir wieder, bald darauf mit gerefften Segeln.

Wellen bis zu 2 m laufen uns jetzt an Backbord achtern an, kippen das Boot nach Steuerbord, heben es hoch und lassen es nach Backbord kippend an ihren Flanken herunter rutschen.

Das muß man mögen ...

Spaß auf See
Ab 1200 lassen Wind und Welle deutlich nach. Wir laufen unter Segeln (2. Reff im Groß, mehr als 3. Reff im Genua) 5,3 kn SoG. Um diese Zeit stehen wir 40 Seemeilen vor Crotone, etwa 3,5 nm südlich unserer Standlinie. Wassertiefe: 1 Handbreit plus mehr als 2000 m.

1420: Groß und Genua  im 1. Reff. Wir fahren 6,0 kn SoG. Es ist warm geworden. Der wahre Wind weht um die 12 kn und die See ist relativ ruhig georden. Andere Fahrzeuge nehmen wir nur in großer Entfernung wahr.

Gegen 1800 holen wir die Segel wieder runter. Der Wind ist auf magere 6 kn eingefallen. Wir müssen einstweilen wieder motoren.


30.04.'15 - Vathi (endlich in Griechenland)

Meine Nachtwache von 2300 bis 0300 war von vier dicken Pötten bestimmt, die unsere Fahrt gekreuzt haben. Zwei davon sind uns auf weniger als eine halbe Seemeilen nahe gekommen. Das veranlaßt noch nicht zu Ausweichweichmanövern. Allerdings erfordert das viel Aufmerksamkeit.

Schon vor Beginn der Nachtwache hatten wir zu zweit viel damit zu tun, ein Schiff zu beobachten, von dem wir nicht sagen konnten, ob es Frachter, Kreuzfahrer, eine Fähre oder was auch immer ist. Der Kahn ist mehrfach vor uns hin und her gekreuzt. Dabei hat er seine Geschwindigekeit mehrfach so verändert, daß er uns immer wieder näher kam als wir das wollten. Ausweichmanöver unsererseits wurden mit Manövern beantwortet, die den Kahn wieder näher an die Seahorse heranbrachten.

Dieses Schiff hatte die Größe eines mittleren Containerschiffes, trug aber keine Container, sondern hohe Aufbauten auf dem ganzen Pott. Hell erleuchtet und mit zwei Reihen 'Leuchtgirlanden' rund um das ganze Schiff versehen, sah es aus wie ein schwimender Weihnachtsbaum. Als dieser Kahn sich ab Mitternacht von uns entfernte und dann Fahrt aufnahm, war mir viel wohler.

Die Fahrt durch die Nacht war, wie der überwiegende Teil des vorangegangen Tages, durch das ständige 'Rollen' des Schiffes bestimmt. Jetzt sind die Wellen nur 0,75 bis 1,00 m hoch. Aber sie laufen unter der Seahorse hindurch und verursachen ein so starkes Rollen, daß wir nicht einmal mehr Kaffee kochen können. 

Der Morgen (mit [Griechen] Land in Sicht) ist bewölkt und warm, deutlich wärmer als der Abend zuvor. Um 0645 hissen wir die neue Gastlandflagge und den gelben Zollwimpel zum Einklarieren in Griechenland. Nennenswerten Wind haben wir nicht. 

Gegen 1300 (MESZ+1) machen wir in Vathi fest. Wir sind in Griechenland! Es ist noch keine Touristenzeit. Wir können am langen Kai längs anlegen. Das für uns noch unbekannte Anlegemanöver mit Buganker und Anlegen mit dem Heck bleibt uns heute noch erspart. 

Beim Anlegemanöver kommt eine hübsche junge Frau aus der 20 m entfernten Bar gelaufen und ruft mir zu, ich soll ihr die Anlegeleine zuwerfen. Sie hilft uns beim Anlegen, vergißt dabei nicht, uns auf ihr Karamelcafe aufmerksam zu machen, auf Kaffee, Bier, Wein, Essen und so ...

Wir gehen dann auch auf einen Kaffee ins Restaurant. Helmut fragt die junge Frau mit Blick auf Odysseus' Aufenthalt auf Ithaka, ob ihr Name Penelope sei. Die Schönheit grinst und erklärt, ihr Name ist Natalie. Natalie kommt aus Odessa. :-)

Ithaka
Einfahrt in die Bucht von Vathi
Vathi liegt in einer Bucht, die allseitig von Bergen umschlossen ist. Winde kommen nur als Fallwinde in die Bucht und nennenswerter Schwell kann nicht aufkommen. Wir liegen direkt an einer der Zugangsstraßen zu Vathi. Gerade nimmt eine Polizeistreife Messungen bezüglich der Vmax-Empfehlungen (Tempo 30) vor. Wann immer ein Fahrzeug zu schnell an der Meßstelle vorüber fährt, ertönt aus einem Lautspreche ein lautes Schnarren, noch lauter bei besonders schnellen Fahrzeugen. Der Lautsprecher schnarrt bei JEDEM Fahrzeug.

Ich frage Natalie, ob ich am Abend das angebotene WiFi nutzen dürfe. Klar, sagt sie, das kannst Du auch sofort haben - und drückt mir einen Zettel mit den Zugangsdaten der Kafecaramel Bar in die Hand. Nett!

Trotz gegenteiliger jüngerer Veröffentlichungen: In Vathi gibt es keine Zollstation mehr, die für das Einklarieren prinzipiell erforderlich wäre.

Der freundliche Mensch im Hafenamt bemüht sich aber aus eigenem Antrieb, die Polizei zu einem Treffen mit Helmut zu bestellen, damit Polizei und Hafenamt alle erforderlichen Stempel in die Schiffsdokumente drücken können. Dieser Service kostet lediglich die dafür vorgesehene geringe Gebühr für die Unterstützung durch die Hafenpolizei.

Dann heißt es auch für uns: 'You can take down the yellow flag. You are free to go.' Jetzt sind wir wirklich in Griechenland.

Wir essen noch etwas in der Kaffecaramel Bar und durchwandern einen Teil der kleinen Stadt auf der Suche nach Bäckereien und Restaurants für den Abend.

Herrlich: Mein erster Besuch in Griechenland und selbst in einer kleinen Stadt wie Vathi finde ich eine Gelatibude mit ganz hervorragender Eiskreme direkt am Hafen :-)

Am Westkai von Vathi





Hier in Vathis ist wenig wirklich alt, außer der Erinnerung an Homers Erzählungen. Nach einem Erdbeben in den 50ern wurde Vathi neu aufgebaut, dabei aber sehr ansehnlich gestaltet.

Wie Homers Zeitgenossen die Welt sahen
Aus- und Einblicke in Vathi




Außerhalb der Hauptzeit des Touristenstroms ist ganz Vathi recht entspannt. Das gilt auch für die vierbeinigen Bewohner.
Nicht totgefahren - tiefenentspannt

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