Samstag, 28. März 2015

Die 'Planroute'

haben Helmut und ich im Laufe dieser Woche ( 13. KW '15 ) unter folgenden Gesichtspunkten besprochen:

  • Wir haben jetzt faktisch 6 Wochen zur Verfügung, die zwischen jeweils günstigen Flügen liegen.
  • Wir streichen wegen der ohnehin recht großen Streckenlänge den Bergwerksbesuch in Amasra aus diesem Törn.
  • Ebenso streichen wir ein Treffen mit Freunden in Rom aus dem Programm.
  • Zu Beginn der Reise werden wir noch zwei oder drei Tage auf dem Boot zu arbeiten haben.
  • Wenn Wind und Wellen das zulassen, wollen wir große Schläge fahren, ohne Land in Sichtweite.
  • Wir wollen in jedem Fall Istanbul erreichen. Das sieht dann bildlich etwa so aus:

Die Fahrt geht von Vilanova auf dem spanischen Festland über Fornells auf Menorca und von dort in die Mitte der Westküste Sardiniens. Sardiniens Küste laufen wir bis in den Süden ab, wo wir in Cagliari den Törn nach Sizilien starten. Wir sind dann schon beinahe näher an Afrika, als uns das augenblicklich lieb ist. Darum fahren wir im Norden Siziliens nach Messina. Sobald wir die Straße von Messina durchfahren haben, starten wir den größten Einzeltörn der Reise, 'rüber nach Griechenland. Wir umfahren den Peloponnes und besuchen in der Ägäis als erste Insel Santorin. 
Wenn die Reise bis hierher ohne besondere Verzögerungen gelaufen ist, können wir in der Ägäis herumtrödeln.

Die EU wollen wir von Lesbos aus verlassen. Mytilini ist ein 'Port of Entry', der sein türkisches Pendant knappe 17 Seemeilen nordöstlich in Aivalik hat.

Ab Aivalik bleiben wir in türkischen Gewässern, segeln Richtung Dardanellen und hindurch in das Marmara Meer. Bevor wir Istanbul erreichen, soll der letzte Zwischenstop auf der Marmorinsel selbst sein, in Seray auf Marmara.

Istanbuls Einzugsgebiet verfügt über sowohl auf der europäischen als auch auf der asiatischen Seite über eine Reihe Marinas. Die wenigsten davon sind im Internet präsent. Von denen, die sich per Mail erreichen ließen, hat sich nur Güzelce zurück gemeldet; mit einem durchaus akzeptablen Angebot. Vermutlich wird diese Marina für einige Wochen der Liegeplatz der Seahorse.

Selbstverständlich wollen wir den Bosporus fahren und wohl auch wenigstens eine Nacht in einem Hafen im Schwarzen Meer verbringen. 

Die Gesamtstrecke Vilanova - Sile - Istanbul beträgt auf den geplanten 'direkten' Routen 1970 Seemeilen! Das werden rund 32 Seemeilen pro Wochen sein, 47 Seemeilen pro Tag. Wenn wir viel kreuzen müssen, erhöht sich die Streckenlänge kräftig.

Das ist überhaupt nur dann zu schaffen, wenn wir möglichst große Schläge fahren und auch während der Nacht segeln.

Der größte Einzeltörn wird mindestens 300 Seemeilen betragen. 130 sm, 205 sm und ein paar Schläge mit mehr als 16 Stunden Fahrzeit sind weitere 'gesetzte' Nachtstunden in der Planroute.

Freitag, 20. März 2015

Eine Arbeitswoche zum Saisonstart


Vom 18. bis 28. Februar '15 waren Helmut, Sven und ich in Vilanova auf der Seahorse, um zum 'Saisonstart' eine Reihe dringender Arbeiten auszuführen.

Im Juli '14 hatten wir die Seahorse nach einer Umrundung der Balearen in Vilanova mit zerissenem Großsegel 'abgestellt'. Bei einem Besuch im Spätsommer - ohne Segeltrip - hatte Helmut die von einem ortsansässigen Segelmacher ausgeführten Arbeiten am Großsegel begutachten können. Diese Arbeit war sach- und fachgerecht erledigt.

Gleich zu Beginn unseres Aufenthaltes auf der Seahorse mußten wir feststellen, daß ein über die vergangenen zwei Jahre 'kumuliertes' Problem nach endgültiger Regelung schrie: Das Wendegetriebe ließ sich nicht mehr schalten. Die Seahorse war unter Motor nur noch zur Rückwärtsfahrt zu bewegen. Das haben wir zum Glück in der Marina festgestellt, als wir, um das Großsegel auszuprobieren, 'mal eben' vor die Hafeneinfahrt wollten. Die Marineros des CNV (Club Nautico Vilanova) mußten uns mit einem Dingi wieder an den Steg zurück bugsieren.

Sven hat das Getriebe ausgebaut. Helmut und ich hatten uns schon vor der Reise 'gedanklich' mit dem technischen Kern des Getriebes befaßt. Das ist ein Bronzekonus in der Mitte des Getriebes, der als Verschleißteil ausgelegt ist weil er die Antriebszahnräder zerstören würde, wenn er aus Stahl bestünde. Eine Nachfrage bei einem 'inoffiziellen' Yanmar-Vertreter in Duisbug wurde uns als Größenordnung für den Konus mit kanpp weniger als 900,- € beschieden. 

Der offizielle Yanmar-Vetreter in Sitges (eine 'blitzsaubere', aufgeräumte Werkstatt für Bootsmotoren und -getriebe) hat den Konus samt Schaltkeil, Dichtungen und Zubehör für wenig mehr als die Hälfte geliefert.

Sven repariert Getriebe 'blind'.
Kaum waren die benötigten Ersatzteile am Schiff, hatte Sven sich eine Werkbank aus altten Paletten und Brettern zurecht gelegt und die Reparatur des Getriebes begonnen. Ich habe mit großem Interesse assistiert, für den Fall, daß wir irgendwann eine ähnliche Reparatur durchführen müssen, wenn Sven nicht bei uns ist.

Der mit bloßem Auge gar nicht feststellbare 'Verschleiß' auf dem Konus ist übrigens die typische Folge fehlerhaften Schaltens. Dieser Verschleiß setzt nur dann ein, wenn aus dem Leerlauf heraus ein Gang eingelegt und sofort mit höherer Drehzahl als dem Leerlauf belastet wird. Zerstörerischer sind nur Schaltvorgänge von einer Fahrtrichtung in die andere, ohne Schaltpause über den Leerlauf hinweg direkt wieder in den Lastbetrieb. Ein kompletter Austausch des Getriebes, der allzu oft mangels handwerklicher Fertigkeit bei diesen Schäden unvermeidbar ist, schlägt gerne schon einmal mit 3.500,- € ins Kontor.

Eine spätere Probefahrt hat gezeigt, daß das reparierte Getriebe wieder einwandfrei arbeitet. Die Erleichterung ist bei uns allen groß. 

Die Seahorse war längst aus dem Wasser gehoben und aufgebockt. Wir hatten die Arbeit an dem Getriebe gar nicht eingeplant und auch ohne diese Aufgabe mehr als genug zu tun.

Verletzungen des Gelcoats hat Helmut repariert. Das ganze Schiff wurde von uns geschrubbt und gewischt. Die Monate seit der letzten Nutzung hatten große Mengen Staub und anderen Dreck auf der Seahorse ablegen lassen.

Die Wassertanks wurden gesäubert, desinfiziert und frisch befüllt, die Backskisten aufgeräumt und von Überzähligem befreit, die Gasanschlüsse gegen neue Schläuche und Armaturen getauscht. Die Liste der erledigten Arbeiten ist lang und langweilig.

Nicht langweilig war die böse Erkenntnis, daß sich im Kartenplotter von Raymarine Wasser angesammelt hatte. Ein Segelkamerad und ich hatten den Plotter bereits im letzten Jahr repariert. Damals waren diverse Steckeranschlüsse korrodiert. Dieses Mal fand sich eine halbe Tasse Wasser im Plotter. Eine Platine trug bereits deutliche Rostspuren. Meine Bemühungen um die Wiederinbetriebnahme des Plotters führten letztlich zu einem gnadenvollen Aufleuchten und Arbeiten für etwa 5 Minuten. Damit sind die elektronischen Seekarten von Navionics auf diesem Gerät nicht mehr nutzbar. Weil diese Karten neben der Papierform auch auf den iPads des Skippers verfügbar sind, wäre der Verlust des Plotters (genauer: der Bildschirm des Raymarineequipments) nicht weiter tragisch - wenn darüber nicht auch Radar und AIS Infos angezeigt würden.

Die Marineros hatten derweil der Seahorse einen neuen Anstrich auf dem Unterwasserschiff verpaßt. Auch die Schraube wurde mit einem zweischichtigen Antifouling versehen.

Wir wollen ein sauberes Schiff!


Saubere Schraube
Im Juni 2014 ist das Unterwasserschiff der Seahorse einmal komplett gereinigt worden. Was sich in einem 3/4 Jahr allein auf der Schraube ansiedelt, konnten wir kaum glauben.

Noch lebendiger sah es im Kanal des Bugstrahlruders aus. Beide Schrauben waren auf dem ersten Blick kaum zu erkennen.
Den Marineros hat Helmut im Namen der Crew für ihre Arbeit ein besonderes Dankeschön gesagt.

Wieder auf dem Wasser.
Auf dem Wasser war 'unser' Schiff erst wieder am Tag der Heimreise. Die Probefahrt zu der Getriebereparatur konnten wir trotzdem nicht bleiben lassen. Selbstverständlich haben wir auch gleich das reparierte Großsegel getestet, das im vergangenen Jahr auf Ibiza genähte Genuasegel und uns selbst. Endlich ein paar Stunden segeln!
Helmut: Skipper und Eigner der Seahorse.

Fritz: der Autor dieser Zeilen und der '1. Offizier' der Seahorse (wenn sie eine nennenswerte Crew hat).

Neben der vielen Arbeit haben wir uns selbstverständlich Zeit für diverse Unternehmungen genommen. Markus hat uns besucht, eine der Größen im Segelsport unserer Heimatstadt, einer meiner Lehrer auf dem noch immer laufenden 'seemännischen' Ausbildungsgang. Mit Markus haben wir Tarragona besucht und die wichtigsten Kneipen und Bars in Vilanova :-)
In Tarragona
Das Wetter war während der Arbeitswoche, mit zwei kurzen, aber heftigen Ausnahmen sonnig und kalt. Gegen die Kälte läßt sich viel tun.
Markus, Helmut und Sven bereiten das Abendessen: Gambas und Pasta.
Startup: Wodka-Lemon im Il Baretto mit 1/4 Ltr. Vodka.

Studium der Speisekarte in Vilanovas Cideria.
In der Cideria haben wir Steak bestellt - und die größten Fleischlappen auf den Tellern gehabt, die uns jemals am Stück unter die Messer gekommen sind. Dazu einen kräftigen Cidre, gute Musik, eine fröhliche Gesellschaft; schöner kann ein arbeitsreicher Tag nicht enden.

Fazit: Wir haben gar nicht alle anstehenden Arbeiten fertig bekommen. Ein oder zwei Tage vor dem großen Törn nach Istanbul werden Helmut und ich noch Einiges nacharbeiten müssen. Die 'dänische' Boje liegt bei mir zuhause in der Runderneuerung. Helmut hat einen neuen Kartenplotter bestellt. Die Infos des Plotters sollen über einen WLAN Multiplexer auch auf den iPads und meinem Notebook angezeigt werden und das schon vor zwei Jahren zerbröselte NAVTEX will ich mit einem SSB Weltempfänger und meinem Notebook substituieren. 

Wir hatten aber eine schöne Zeit in Vilanova, die nicht nur wegen der Arbeit wie im Flug vergangen ist.