Samstag, 11. Juli 2015

09.07. - Eine ruhige Fahrt von Cesme nach Kusadasi

Wir haben gut geschlafen und sind ausgeruht als es um 0900 heißt: Leinen los! Good bye Cesme.



Zwar scheint die Sonne sehr stark, doch kann man nicht sehr weit sehen, denn es ist sehr diesig. Das kennen wir schon von den letzten Fahrten, meist hat es sich den Tag über etwas aufgklärt, doch heute ist es anders. Es geht nur wenig Wind, der die nasse Luft davon wehen könnte. Zum Glück stimmt zumindest die Windrichtung zu unserem Kurs und wir können das Groß zur Motorunterstützung dazu nehmen.

Heute entspricht die gemessene Lufttemperatur der Wassertemperatur, um 1000 sind es 23ºC. Am Vormittag begegnen uns viele große und kleine Fischerboote oder Schlepper am BB. Sie ziehen Fischfarmen hinter sich her, vermutlich zu anderen Fischgründen. Dann wird es wieder ruhiger um uns, hier ist im Moment nicht viel los. Gerade reden wir noch davon, dass wir schon lange keine Delfine mehr gesehen haben, da tauchen doch tatsächlich ein paar Tümmler an SB auf. Sie nehmen zunächst direkten Kurs auf uns. Wahnsinnig schnell erreichen sie uns auch schon und immer wieder tauchen die großen Tümmler kurz aus dem Wasser auf. Es sind bestimmt 8-10 Tiere, die größer sind als die bisherigen auf unserer Tour, uns aber leider nur einen kurzen Besuch abstatten. Am frühen Mittag schläft der Wind wieder ein, weshalb wir die Segel runterholen.

Da die Fahrt so ruhig verläuft, reinigt Sven seine Kamera. Leider muss er danach feststellen, dass sie nicht mehr richtig funktioniert. Er ist lange damit beschäftigt den Fehler zu finden, vergebens. Er ist ganz schön entnervt, zum Einen weil das ausgerechnet mitten im Urlaub passieren muss, er also viele Motive nicht mit der guten Kamera machen kann und er nichts dagegen unternehmen kann und zum Anderen steht genau eine Woche nach unserem Urlaub sein erster Fotokurs an, was sich ohne Kamera natürlich schwierig gestaltet. Ab jetzt werden wir also nur noch Fotos mit Helmuts kleiner Digi-Cam machen können, aber das ist zumindest besser als nichts!

Bei dieser ruhigen Fahrt ist es kein Problem sich weiter vorne auf dem Boot aufzuhalten. Ich mache es mir dort gemütlich, sonne mich und lese dazu etwas. Ich merke gar nicht wie die Zeit vergeht und schon sind zwei Stunden rum.

Auch wenn wir nur wenig Wind haben, kommen wir dann doch noch etwas zum Segeln ohne Motor. Um 1515 macht das türkische Radio auf Kanal 16 eine Durchsage (Pan Pan), die unsere Aufmerksamkeit erregt. 40 Personen werden vermisst und es wird gebeten bei Sichtung Meldung zu machen. Sie nennen dazu die Position, doch diese ist ca. 40 nm nördlich von uns, was eine Sichtung für uns unmöglich macht. (40 nm bedeuten bei durschnittlichen 5 kn Fahrt eine Fahrtdauer von ca. 8 Stunden.)

Ansonsten bleibt alles ruhig und ich lege mich noch etwas hin. Naja, aus einem Nickerchen werden dann doch 2 1/2 Stunden.

Um 1800 sind wir der Marina in Kusadasi schon sehr nahe. Es handelt sich um eine etwas größere Marina der Setur-Gruppe, bei der es besser ist sich vorher anzukündigen. Helmut hatte bereits bei unserem Aufenthalt in Cesme dort per E-Mail einen dreitägigen Aufenthalt reserviert. Außerdem möchte er sich hier über einen längerfristigen Liegeplatz informieren, um in den nächste Monaten etwas flexibler sein zu können, denn sonst müsste er das Boot in den nächsten drei Monaten außer Landes bringen.

Ich mache meine erste Funkdurchsage, die auch funktioniert, als wir nah genug an der Marina sind. Bei der Einfahrt werden wir gebeten noch etwas zu warten, was Dank des wenigen Windes kein Problem ist. Die Marineros im Dingi sind zunächst noch mit der Einweisung eines anderen Segelboots beschäftigt, dann sind wir dran. Das Anlegen mit einer Mooring klappt mittlerweile absolut reibungslos, denn wir werden immer eingespielter und so machen wir um 1925 in Kusadasi fest. Das Prozedere mit Strom und Wasser wird erledigt und Helmut und ich gehen zum Hafenbüro, um alles Weitere zu klären. Auf dem Weg dort hin kommt schon ein Marinero angefahren, der uns die Karte für Wasser, Strom und Sanitäranlagen übergeben möchte. Das nenne ich schnellen und guten Service. Der Mitarbeiter im Hafenbüro ist sehr freundlich und spricht gutes Englisch. In dieser Marina wollen sie mehr Informationen über das Boot haben, als wir bisher erlebt haben, weshalbt alles etwas länger dauert. Am Ende sind wir aber mit allen Infos versorgt, die wir haben wollten. Das Gesrpäch über einen langfristigen Vertrag soll morgen laufen. Außerdem wollen wir dann Ephesus, oder auch Efes genannt, besichtigen. Zurück an Bord schwärmt Sven von den Sanitäranlagen: Alles ist modern, großzügig und vor allem sauber. Wir anderen sind ebenfalls sehr angetan, als wir uns später selbst davon überzeugen. Hier lässt es sich gut aushalten. Der Supermarkt ist nicht weit entfernt und auf dem Marinagelände gibt es ein Restaurant, Tennisplätze und sogar einen Pool mit kleiner Bar. Und auch wenn sich das nach viel Luxus anhört und es vielleicht auch ein bisschen ist, ist die Atmosphäre hier um einiges entspannter und netter als in Cesme, jedenfalls für unseren Geschmack!

Als wir zusammen an Deck sitzen und noch alles auf uns wirklen lassen begrüßt und Mustafa und stellt sich vor. Er wohnt zwei Boote neben uns und verdient sein Geld mit allem, was es rund ums Boot und reisen hier in der Marina zu tun gibt. Er bietet uns an uns am nächsten Tag nach Ephesus zu bringen und uns auch noch ein paar andere interessante Orte auf dem Weg zu zeigen. Wir sind einverstanden und verabreden uns für den nächsten Tag 1000.

Dann kochen wir zusammen noch etwas und genießen es an Deck. Es ist schon dunkel und der Blick auf Kusadasi macht jetzt schon neugierig auf das, was man hier noch alles entdecken kann.





07./08.07- Eine Kamikazefahrt nach und ein ruhiger Tag in Cesme

07.07. - Die Kamikazefahrt nach Cesme (Fotos folgen)



Der Wecker geht am Morgen schon früh, denn wir wollen um 0700 auf nach Cesme. Doch die letzte Nacht hat uns total gerädert und wir kommen nicht so richtig bei. Helmut und ich sind dennoch wach, Edith lassen wir noch etwas schlafen und Sven wecken wir nur, damit er hilft das Dingi an Bord zu holen. Dann holen wir um 0730 den Anker ein und machen uns auf den Weg. Der Wind, der uns schon in der Nacht auf Trab gehalten hat, ist auch jetzt noch sehr stark. Als wir die Bucht verlassen bläst er uns mit 7 Bft in Böen 8 Bft aus NNO um die Ohren. Vor allem wegen der starken Böen bleibt uns nichts anderes Übrig als zu motoren. Wir hatten schon in der Bucht die Rettungswesten angelegt. Sicher ist sicher! Wir kommen mit 6 kn SOG voran und reiten über die Wellen. Selbst ohne Segel bekommen wir hin und wieder ganz schön Krängung. Dabei spritzt gelegenlich die Gischt über die Reling und macht uns nass. So fahren wir fast zwei Stunden bis der Wind soweit nachlässt, dass wir nach einer Kursänderung von 285º COG auf 266º die Segel raufholen und den Motor ausmachen können. Wir machen 4,8 kn über Grund.

Pünktlich um 1000 steht wieder unsere tägliche Temperaturmessung auf dem Plan (Lufttemperatur 26º, Wassertemperatur 22º) und direkt danach holen wir die Genua ein und setzen den Blister, da wir nur noch unter 10 kn Wind haben. Eine gute Stunde später wechseln wir erneut den Kurs und haben den Wind dann direkt von hinten, weshalb wir eine Halse machen, um den Blister umzusetzen und einen Schmetterling zu fahren. Dieser Kurs ist nicht ganz leicht zu fahren, dennoch versuche ich mich erneut daran, beim letzten Mal hatte es ganz gut geklappt.So fahren wir eine Weile, doch die Windrichtung wechselt leicht und mir fällt es schwerer den Kurs zu halten. Dann kann ich den Kurs nicht mehr halten und der Blister schlägt zunächst nach BB über. Ich versuche den Kurs zu retten, doch plötzig fällt der Wind böig und mit gut 16 Kn ein, das ist viel zu stark für den Blister. Er schläg wieder auf SB über, irgendetwas reißt und schon liegt der Blister im Wasser. Was für eine Scheiße! Zum Glück ist er nur an der oberen Aufhängung gerissen, sodass er nicht verloren geht und von Sven und Helmut geborgen werden kann. Meine Nervosität steigt, ich werde unsicher und würde am liebsten das Steuer abgeben, doch das geht jetzt nicht. Eine Weile stehen wir mehr oder weniger, so kommen beim Bergen zumindest keine Probleme auf. Ich versuche wieder Fahrt aufzunehmen, das Groß steht jetzt auf SB, aber die Lenkung bereitet mir Schwierigkeiten. Ich übersteuere und wir kommen in eine ungewollte Halse. Das Groß schlägt auf BB über und zur Krönung reißen auch noch die Lazy Jacks, die dafür da sind, das Groß beim Runterlassen in die Persenning zu führen. Jetzt bin ich endgültig durch! Der Wind nimmt etwas zu und als alles soweit verstaut und provisorisch befestigt ist übernimmt Helmut wieder das Steuer. Meine Kamikazefahrt ist erstmal vorbei. Der Wind nimmt so zu, dass wir jetzt nur mit dem Groß 7kn SOG machen. Zügig nähern wir uns Cesme. Bereits um 1530 laufen wir in die Marina ein, die wir dann über Funk kontaktieren. Die Marina ist riesig. Bevor uns ein Platz zugewiesen wird machen wir an der Tankstelle fest und tanken. Anschließend geleitet uns der Marinero mit seinem Dingi zu unserem Platz.Dabei hilft er uns, indem er uns beim Wenden in die richtige Richtung drückt. Schon beim Fahren zwischen den Stegen sehen wir, dass unser Boot hier eher zu den kleineren gehört. Hier liegt ne Menge Kohle! Am Steg angekommen ist schon der nächste Marinero zur Stelle, um uns beim Anlegen zu helfen. Alles läuft sehr professionell ab. Um 16 Uhr liegt die Sea Horse gut vertäut mit zwei Moorings am Schwimmsteg. Natürlich steht Wasser und Strom direkt zur Verfügung und wir müssen nicht mal eine Gangway ausbringen.

Helmut erledigt alle Formalitäten, wir bekommen sogar eine Infobroschüre. Das hat natürlich alles seinen Preis, aber ab und zu kann man sich das ja mal gönnen. Jetzt sind wir auf die Sanitäranlagen gespannt und wir werden nicht enttäuscht: So tolle Waschräume/WCs habe ich noch in keiner Marina gesehen! Alles ist sauber und wirklich stilvoll ausgestattet. Etwas Besonderes ist auch, dass in den Duschräume jeweils eine separate Toilette ist. Wir nehmen uns alle vor hier mehrfach duschen zu gehen und das voll auszukosten.

Den Nachmittag verbringen wir damit uns etwas auszuruhen und ausgiebig zu duschen. Am frühen Abend machen wir uns auf den Weg die Stadt zu erkunden. Dabei führt uns der Weg erstmal durch das weitläufige Marinagelände. Alles ist hier auf die gut betuchte Kundschaft ausgelegt. Ein schickes Restaurant neben dem anderen. Dazu zahlreiche Designer-Läden, sogar ne Shopping-Mall. Alles ist sehr schön angelegt, aber man erkennt, dass dies kein natrürlich gewachsener Bereich ist. Es ist schon fast zu schön und uns ist klar, dass wir hier eigentlich nicht hingehören. Auf dem ganzen Gelände ist nicht eine Frau mit Kopftuch zu sehen. Das was man hier trägt sind Einkaufstüten von Gucci, Prada und Lacoste ;-). Wir bahnen uns den Weg durch die reiche Menge und erreichen dann den normalen Stadtbereich, der direkt auf der anderen Straßenseite beginnt. Uns spricht ein kleines Lokal an, das einen überdachten Außenbereich hat, der mit Wein bewachsen ist. Hier trinken wir erstmal etwas Bier und Wein und lassen das Ambiente auf uns wirken. Der Kellner spricht ein paar Brocken Deutsch und er hat einen guten Humor. Als wir ihn fragen, wo wir etwas zu Essen bekommen können, sagt er, dass sie auch Kleinigkeiten anbieten. Wunderbar, wir bestellen uns ein paar von diesen Kleinigkeiten, alles schmeckt sehr gut. Der Alkohol und die vorhergegangenen Nacht zeigen ihre Wirkung. Wir sind müde und machen uns auf den Weg zurück zum Boot. Wir schlafen alle mal wieder wie Steine.



08.07. - Ein ruhiger Tag in Cesme


Am nächsten Morgen schlafen wir alle lange. Wir haben uns heute nicht viel vorgenommen, außer ein paar Dinge zu erledigen. Ich mache mich endlich daran, den Blog auf einen neueren Stand zu bringen und Edtih näht den Überzug des Blisters. Die Männer erledigen den Einkauf und fahren mit den Rädern weiter in die Stadt, um im Turkcell-Laden unser Datenpaket aufzuladen. Es ist recht heiß und es geht nur wenig Wind. Der wenige Wind kommt uns gelegen, da es noch daran geht die Lazy Jacks zu reparieren, wofür ich bis zur 2. Saling den Mast hoch muss, denn natürlich sind sie ganz oben gerissen. Voll ausgestattet geht es für mich also wieder hoch. Diesmal dauert die Reparatur etwas länger, aber alles klappt gut. Für ein paar Schnappschüsse habe ich außerdem mein Handy mit hochgenommen, schließlich möchte ich diesen Ausblick mit den anderen teilen.

Abends kommen wir erst spät los, um uns die Stadt und die genuesische Burg anzusehen. Vorher war es einfach zu warm. Wir sind bestimmt zwei Stunden unterwegs und als wir oben an der Burg sind, ist es schon dunkel. Die Aussicht auf die Bucht mit ihren vielen Lichtern ist wirklich toll. Zwar können wir die Burg nicht mehr besichtigen, aber zumindest bekommen wir einen kleinen Einblick, denn ein Tor, das wir entdecken, ist nicht verschlossen. Es ist der Weg zum Eingang des Minaretts und von hier aus ist die Aussicht noch ein bisschen schöner.

Wir kommen so spät zurück zum Boot, dass wir beschließen doch nicht mehr zu kochen, um viel zu essen ist es eh zu war. Wir nehmen nur Joghurt und Brot und natürlich ein paar Cocktails zu uns, bevor es dann ins Bett geht.

Mittwoch, 8. Juli 2015

06.07. - Foca: Eine segelreiche Fahrt, eine wunderschöne Ankerstelle und eine unruhige Nacht


Kücükkuyu-Foca 60,8 nm in 10 h
Nach einigem Hin und Her haben wir uns dazu entschieden als nächstes Foca anzufahren. Wir hoffen, dass es dort nicht so voll sein wird. Damit wir und zur Not doch noch eine Alternative suchen können, wollen wir schon früh die Leinen los machen. Wir haben kein Hafenbüro oder anderen Ansprechpartner gefunden, was heißt, dass wir kostenlos mit Stromversorgung die Nacht verbracht haben. Vermutlich wird in diesem kommunalen Hafen keine Gebühr erhoben.

Wir kommen gut aus den Federn und legen pünktlich um 0600 ab. Da wir nur wenig Wind haben, müssen wir zunächst motoren. Die See ist ruhig und unser Kurs ist COG 202º.

Wir sind wieder dicht an griechischem Gebiet unterwegs und Lesbos ist an Steuerbord immer recht gut zu erkennen, auch wenn es in der Ferne immer leicht diesig ist. Das Gebiet ist von vielen Inseln und Unterwasserfelsen geprägt, was sicher auch ein Grund für die zahlreichen Wracks ist, die in der Seekarte vermerkt sind.

Inseln
Um 0810 kreuzt uns wieder ein Boot der Küstenwache (Coast-Guard), doch diesmal bleibt die Kontrolle aus.
Küstenwache
Die Sonne strahlt, wie in den letzten Tagen auch, und um 1000 wird es wieder Zeit für unsere Temperaturmessung. Natürlich geht das nicht, ohne mal die Füße von der Badeplattform ins Wasser zu halten.
Edith hält die Füße ins Wasser

Die Lufttemperatur beträgt 26º und die Wassertemperatur angenehme 22,5º.
Der Wind nimmt zu, so können wir schön unter Segel weiterfahren. Der Wind nimmt jetzt stetig zu und die Sea Horse wird immer luvgieriger und wir versuchen das erstmal durch die Verkleinerung der Genua auszugleichen. Schnell wird klar, dass das nicht reicht und wir reffen das Großsegel. Die Automatik ist für diese Windverhältnisse zu langsam, weshalb Helmut nur von Hand steuert. Eine halbe Stunde nach der Kursänderung auf COG 158º können wir das 1. Reff wieder ausschütteln und machen 5,5 kn über Grund. Bald lässt der Wind so nach, dass wir sogar den Blister setzen und so fahren wir bis wir Foca erreichen.

In Foca gibt es einen kleinen und einen großen Hafen, wie wir schon unserem Handbuch entnehmen konnten. Außerdem gibt es ein paar Einbuchtungen, die sich zum Ankern eignen. Der große Hafen, der laut Buch besser angefahren werden kann, ist eine echte Enttäuschung. Wir sehen viele große ausrangierte Schiffe und auch der Zustand des Hafens ist wenig einladend. Wir versuchen trotzdem dort einen Platz zu finden, vergeblich. Da die restliche Bucht dennoch einen guten Eindruck macht, machen wir uns auf die Suche nach einer anderen Möglichkeit festzumachen. Vor dem kleinen Hafen liegen ein paar Boote vor Mooring, wir entscheiden uns dann aber gegenüber der Häfen und auch der alten Burg zu ankern. Das Manöver funktioniert gut und nun sind wir in Foca angekommen. Neben uns ankern ein weiteres Segelboot und ein Ausflugsboot, das seine Gäste zum Baden rausgefahren hat. Baden wollen wir auch und wir stürzen uns schnell in unsere Badeklamotten und schon sind wir im kühlen Nass. Fantastisch! Der Blick auf den Ort ist toll. Hier gibt es alles, was das Herz eines Wassersportlers begehrt.

Nachdem wir uns im Wasser und durch einen kühlen Cocktail etwas abgekühlt haben, machen Helmut uns Sven das Dingi startklar. Wir verbringen eine ganze Zeit damit, das Dingi auszuprobieren und fahren in verschiedenen Besetzungen durch die ganze Bucht. Vor allem Sven hat richtig Spaß daran. Er hatte den Motor vorher ausgerichtet und kostet das nun richtig aus.


Wir beide fahren dann mit dem Dingi in den Ort, um noch etwas Limonade, Wasser und Brot zu besorgen. Wir steuern auf den Holzsteg zu, an dem wir zwischen dem Badebereich und einem kleinen Motorboot festmachen wollen. Sofort kommt uns ein Junge entgegen, der dort gerade angelt, um unsere Leine entgegen zunehmen. Sehr freundlich! Ich bedanke mich auf Englisch und er ebenso zurück. Nachdem Sven und ich ein paar Worte gewechselt haben fragt der Junge, ob wir aus Deutschland kommen. Er spricht deutsch, denn er kommt aus Düsseldorf. Was ein Zufall. Wir wechseln noch ein paar Worte und begeben uns dann auf die Suche nach einem Supermarkt. Im Ort entdecken wir eine tolle kleine Uferpromenade und viele kleine, urige Gassen. Schnell finden wir, was wir suchen und machen uns auf den Rückweg zum Boot. An Bord hat Edith schon mal angefangen das Abendessen vorzubereiten. Es gibt Apfelpfannkuchen. Dabei gönnen wir uns noch den ein oder anderen Drink. Uns allen schmeckt es richtig gut und wir essen mal wieder viel zu viel. Wir lassen den Abend ruhig ausklingen, genießen noch etwas die schöne Aussicht und legen uns dann schlafen.

Doch so ruhig, bleibt es leider nicht! Der Wind frischt richtig auf und treibt das Boot hin und her. Helmut und auch wir, lassen unsere Türen heute Nacht auf, um den Ankeralarm zu hören, falls dieser an geht. Und das tut er, nicht einmal, nicht zweimal, sondern gefühlt die ganze Nacht geht immer wieder der Alarm los, doch erst sind die Abweichungen nur gering. An Schlaf ist nicht wirklich zu denken, bei den ständigen Unterbrechungen und auch dem heftigen Wind, der laut durch das Boot pfeift und alles zum Klappern bringt. Ständig wartet man auf den nächsten Alarm und ist in Bereitschaft. Um 0400 schlägt der Ankeralarm erneut aus und diesmal ist die Entfernung größer. Helmut startet das Boot, um die Tiefe zu überprüfen: 23 Meter, das ist viel zu viel, wir haben uns von unserem ursprünglichen Ankerplatz schon einiges entfernt, der Anker hält nicht mehr. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als den Anker hochzuholen und ihn neu zu setzen. Dazu suchen wir eine Stelle, die zumindest etwas windgeschützter ist und legen mehr Ankerkette. Die Nacht ist fast vorbei, aber wir legen uns wieder hin, in der Hoffnung, dass wir doch noch etwas Schlaf finden. Tatsächlich geht der Ankeralarm nur noch ein mal, wobei die Abweichung nicht bedenklich ist. Als es das nächste Mal piept und Helmut weder aufspringt, muss Sven etwas lachen: Es ist nur das Bugstrahlruder, welches durch das Piepen ankündigt, dass es sich abschaltet und uns schon einige Male einen kurzen Schrecken bereitet hat. Jetzt heißt es aber Augen zu, denn um 0700 soll es schon wieder weiter gehen! Wir fahren nach Cesme.

05.07. - Aufenthalt im schönen Dorf Kücükkuyu

Schon bei der Einfahrt in den Hafen gefällt uns der Anblick von Kücükkuyu gut. Es hat eine ansehnliche Promenade, die von den Bergen ringsherum eingerahmt wird. Rechts und links neben dem Hafen und der Uferpromenade sind kleine Strände und selbst im Hafenbecken gibt es weitere Bademöglichkeiten. Die wollen wir heute auf jeden Fall nutzen.




Aber zuerst sehen wir uns die Promenade etwas genauer an und schauen, ob wir irgendwo ein kleines Frühstück bekommen. Die zahlreichen Bars und Restaurants an der schönen Uferpromenade sind sehr einladend, wenn auch um diese Uhrzeit noch nicht so viel los ist. Wir finden ein Restaurant, welches Frühstück anbietet. Wir bestellen für uns vier und sind von den Portionen und der abwechslungsreichen Auswahl positiv überrascht. Leider hat keiner von uns ein Gerät mit, mit dem man das hätte fotografieren können, denn das wäre absolut ein Foto wert. Wurst, Käse, Butter, Tomate, Gurke, Oliven, Honig, eine leckere Tomatenpaste und sogar ein Frühstücksei wurde uns mit leckerem, frischen Brot serviert. Wir sind absolut begeistert. Zwei von diesen Tellern hätten sicher auch für uns gereicht. Wir schlagen uns also die Bäuche voll und trinken dazu natürlich Tee.

Nach diesem überaus üppigen Frühstück sehen wir uns den Rest der Promenade an. Dabei entdecken wir zwar eine Station der Küstenwache, aber kein Hafenbüro oder ähliches, bei dem wir unseren Aufenthalt anmelden können. Trotzdem gibt es Strom und auch Wasser am Pier. Vielleicht können wir dazu später noch mehr in Erfahrung bringen.
Bunter Leuchtturm
Blick vom Hafen auf die Promenade

Als wir zurück sind entdeckt Helmut eine Anlegeleine an der Stelle, an der wir festgemacht haben. Wir fragen uns, ob dieser Platz eigentlich belegt ist und wir später vielleicht hier weg müssen. Wir beschließen es darauf ankommen zu lassen und nutzen den weiteren Tag zum Ausruhen, Baden und für kleine Einkaufbummel. Als Edith und ich uns dazu auf den Weg machen, sehen wir im abgesperrten Bereicht der Küstenwache 10-15 Personen mit gesenkten Köpfen stehen, die einen östlichen Teint haben und alle eine Plastiktüte in der Hand halten. Sie werden von der Küstenwache bewacht, wir vermuten, dass es sich um Flüchtlinge handeln könnte. Das würde auch die Aktion/ Kontrolle in der letzten Nacht erklären.
Boot der Küstenwache
Uns wird bewusst, wie nah man dem Geschehen in Syrien und den anderen Ländern ist. Die Grenze nach Europa scheint für viele Flüchtlinge das einzige Ziel zu sein. Leicht nachdenklich, setzten wir unsere Entdeckungstour fort.

Ansonsten scheint das Dorf ein beliebtes Urlaubsziel für einheimische Familien zu sein, was man bei der charmanten Atmosphäre gut nachvollziehen kann. Alles läuft sehr entspannt ab, wenn hier auch etwas mehr los ist als in Marmara. Sogar am Strand werden ganz selbstverständlich Tee und heißer Mais verkauft. Zum Abend hin wird es auf der Promenade und auch am Hafen voller. Auf dem Weg zum Abendessen sehen wir, dass rund um den Hafen kleine Stände mit allerlei Schnickschnack aufgebaut werden. Da werde ich mich auf dem Rückweg mal genauer umschauen. Im Restaurant vom Morgen genießen wir ein nettes Abendessen und machen danach einen Verdauungsspaziergang. Sven und ich bummeln dann noch etwas an den kleinen Ständen und ich kann zwei süße Paar Ohrringe für zusammen 6 TL ergattern.

Während im Hafen noch einiges los ist, spielen wir auf dem Boot bei einem Cocktail noch eine Runde 20000 und gehen dann schlafen. Morgen wollen wir uns früh auf den Weg nach Foca machen.

04.07. - Warten auf den Startschuss für die Nachtfahrt nach Kücükkuyu

Es ist Samstag und wir schlafen uns alle mal so richtig aus, denn es steht heute ja unsere erste Nachtfahrt an. Es wird Zeit den Wasser- und den Dieseltank aufzufüllen und natürlich warten wir noch auf die Batterie. Doch schon am Vormittag wird uns die Illusion geraubt, dass wir vielleicht doch noch früher loskommen könnten, denn der Batterie-Mann kommt, um sich noch mal Gewissheit über die benötigte Batterie zu holen. Er wird nicht vor 1700 mit der neuen Batterie da sein und wir rechnen damit, dass wir nicht vor 2000 hier weg kommen. Dennoch bereiten wir schon mal alles vor.

Marina in Canakkele

Da wir dann noch etwas Zeit haben, beschließen wir einen Spaziergang über die Promenade zu machen.


Marina von der Promenade aus




In einem schönen Café direkt am Wasser essen wir zuerst ein leckeres Eis und trinken dann noch einen Tee oder ´Cay´. Unser Repertoire an türkischen Wörtern wird übrigens langsam größer.
Wir alle beim Tee

Zurück an Bord beschäftigen wir uns dann mit Lesen, Dösen und Sonnen, bis die Batterie, tatsächlich
schon um 1710 geliefert wird. Wir sind positiv überrascht und plötzlich geht alles ganz schnell.
Die Batterie ist drin, das Boot wird zur Abfahrt bereit gemacht und schon um 1730 machen wir die
Leinen los.
Canakkele - Kücükkuyu 77nm in 15,5h

Da wir mit dem Strom durch die Dardanellen reisen, sind wir schnell unterwegs und viele andere große Schiffe mit uns auch.


Ganz schön viel los hier
Unter Motor machen mit Genua-Unterstützung 8,2kn/h. Wir halten uns immer möglichst fern vom Verkehrstrennungsgebiet und so ist die Fahrt recht entspannt. Wir nähern uns dem „Ausgang“ der Dardanellen. Wir halten Ausschau nach Hinweisen auf den Standort von Troja auf der asiatischen Seite der Türkei und vermuten, dass wir es bei 40°01,0 N und 026 °14,6 E von der Wasserstraße aus gesichtet haben. Auf der europäischen Seite fällt ein großes Denkmal auf, das zum Gedenken an den 1. Weltkrieg errichtet wurde. Helmut erzählt, dass es nachts blutrot angestrahlt wird.
Denkmal zum 1. Weltkrieg

Kurz darauf verlassen wir die Dardanellen und um 2005 ändern wir unseren Kurs auf COG 202°.

Edith und ich beginnen das Abendessen zu machen, welches wir schon im Hafen vorbereitet haben. Es gibt Bratkartoffeln, mit Steak und Salat. Unterwegs mehr als eine Suppe zu kochen, ist schon eine besondere Herausforderung, die wir aber, dank ruhiger See, gut meistern. Wir essen an Deck und können kurz darauf einen tollen Sonnenuntergang bewundern.
Sonnenuntergang
Da wir eher wenig Wind haben, sind wir viel unter Motor unterwegs und können nur ab und zu die oder ein Segel dazu nehmen. Helmut legt sich um 2130 etwas hin, da er mit Edith die erste Nachtschicht machen wird. In der Zeit wird es dunkel und zu Anfang ist es nicht so leicht, zwischen Schiffen und den Lichtern an der Küste zu unterscheiden. Aber das Radar und das AIS helfen dabei ganz gut. Dennoch bin ich etwas überfordert, als uns ein Schiff näher kommt. Es ist nicht leicht alles gleichzeitig im Auge zu behalten. Wind, Geschwindigkeit, Kurs des anderen Fahrzeugs sind im Dunkeln erst mal schwer einzuschätzen. Dazu kommt noch, dass das I-Pad, mit dem wir unter anderem navigieren, trotz Lichtanpassung so hell leuchtet, dass man in der Dunkelheit kaum etwas sieht. Wir kommen dem anderen so nahe, dass er uns schon Lichtsignale gibt, die wohl bedeuten, dass wir doch bitte mehr Abstand halten sollen. Trotz meiner flatternden Nerven, kreuzen wir das andere Schiff dann mit nicht viel, aber genügend Abstand.

Wir beobachten noch einen wunderschönen Mondaufgang.


Um 2300 beginnt die erste Nachtschicht für Helmut und Edtih. Sven und ich kommen nicht so gut in den Schlaf. Durch ständig wechselnde Windstärken hat Helmut viel zu tun. Es herrschen schwierige Segelbedingungen, die Helmut einiges abverlangen. Dabei vergisst er aber nicht um 0100 (12 Uhr in Deutschland) seine Frau und Ediths Tochter Sigrid anzurufen, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren.

Kurz vor dem Schichtende muss der Motor wieder angemacht werden. Sven und ich machen uns gerade für unsere Schicht bereit, als ein Motorboot mit hoher Geschwindigkeit auf uns zukommt. Wir wissen nicht so recht, was los ist, es gab auch keinen Funkspruch, der diese Aktion angekündigt hätte. Das Boot umkreist uns ganz dicht und leuchtet mit einem riesigen Suchstrahler Helmut an, sodass der geblendet wird und kaum was sehen kann. Schon wenige Augenblicke später verschwindet das Boot wieder in Richtung Griechenland. Wir vermuten, dass es die griechische oder türkische Küstenwache war, da wir uns genau in dem Grenzgebiet bewegen.

Um 0300 ist dann der Schichtwechsel angesagt. Da wir bisher sehr schnell unterwegs waren, bittet uns Helmut nur zwischen 4 und 4,5 kn zu fahren, damit wir nicht vor dem Morgengrauen im Hafen ankommen und Helmut vor dem Anlegen noch genügend Schlaf bekommt. Unsere Schicht verläuft eher ruhig. Je weiter wir wir Richtung Kücükkuyu kommen desto weniger Verkehr gibt es. Wir beide sind recht fit, der 4-Stunden-Rhytmus klappt gut. Gegen 0500 wird es dann auch schon langsam hell, aber der Sonnenaufgang lässt noch auf sich warten. Die Sonne bleibt recht lange hinter den Bergen versteckt, bis sie dann gegen 0600 endlich zum Vorscheinen kommt.

Eine halbe Stunde später lässt der Wind es zu, dass wir die Genua rausholen und den Motor ausmachen können. Es ist 0700, als unsere Schicht zu Ende geht. Wir sind alle wach und die nächsten 2 Stunden Fahrt gehen recht schnell vorbei. Wir nähern uns Kücükkuyu und hoffen, dort einen Platz in dem kleinen Hafen zu bekommen, spielen aber auch schon mit dem Gedanken in der Nähe zu ankern, falls nichts frei ist. Wir sehen also erst mal nach und bei der Einfahrt in den Hafen sehen wir noch eine kleine Wasserschildkröte an Backbord. Zunächst sieht es mit dem Platz für uns nicht so gut aus, doch dann sehen wir doch noch einen letzten Platz, an dem wir mit Mooring und Heckleinen anlegen können. So legen wir um 0900 ohne Probleme an.
der Hafen von Kücükkuyu


Sonntag, 5. Juli 2015

03.07. Ausflug nach Troja und Reiseplanung

Gestern Abend haben wir noch in einem Restaurant zu Abend gegessen und dabei das ein oder andere Bier getrunken. Beim anschließenden 20000 Spielen wurde es noch feucht fröhlicher und wir kamen recht spät ins Bett, was nicht ganz so günstig war, da Edith, Sven und Ich heute Troja besuchen wollen. Obwohl wir etwas tiefer ins Glas geguckt haben, kommen wir früh aus den Federn und wir bekommen den Bus um 1030. Dass Bus Fahren hier ein bisschen anders läuft, als bei uns, ist uns ja bereits auf unserer Rückfahrt von Istanbul nach Güzelce aufgefallen. Auch diesmal ist es wieder ein kleiner Bus, der zu Beginn der Fahrt voll mit Touristen, aber auch Einheimischen ist.



Hier bezahlt man erst, wenn man aussteigt und das ist gerne auch mal woanders, als an einer Bushaltestelle. Obwohl der Bus so voll ist, ist keiner genervt, sondern jeder bietet ganz selbstverständlich Älteren, Frauen und Kindern seinen Sitzplatz an. Dieses höfliche Verhalten vermisst man bei uns nur all zu oft.

Die ca. 40 minütige Fahrt vergeht beim Betrachen der schönen grünen Landschaft recht schnell. Wir kommen zügig aus der Stadt raus in weitaus ländlichere Gebiete. Überall sind Olivenbaum-Plantagen, Felder und Oleandersträucher in der hügeligen Gegend verteilt.

Troja liegt mitten in den Feldern in der Nähe eines kleinen Dorfes. Wir bezahlen 20 TL pro Person für den Eintritt und noch mal jeweils 10 TL für den Audio-Guide. Das macht ca. 10 Euro für alles zusammen für jeden von uns, der Preis geht wirklich in Ordnung.


Das "Trojanische Pferd" in Troja
Das Gelände ist groß und was es alles zu entdecken gibt, ist
wirklich sagenhaft. So viele Jahrtausende Geschichte auf einem Fleck versammelt, das hat mich sehr beeindruckt.

Wir verbringen dort ungefähr 2 1/2 Stunden und erfahren vermutlich nur einen Bruchteil über diese geschichtsträchtige Stadt. Alles hier zu beschreiben, würde sicherlich zu weit führen, darum lasse ich an dieser Stelle mal die Bilder für sich sprechen.
 




Im Trojanischen Pferd
Das alte Stadttor










Wir kehren gegen 1600 nach Canakkele und zum Boot zurück. Helmut ist noch dabei ein paar Dinge auf dem Boot in Ordnung zu bringen. Unter anderem gibt es Probleme mit einer Batterie, welche wir schon in Güzelce aufgefüllt hatten. Trotzdem hatte sie eine zu geringe Ladekpazität, weshalb sich Helmut entschied, sie auszutauschen. Sicher ist sicher. Denn wir würden nur ungern auf einen laufenden Kühlschrank verzichten, da wir auch das ein oder andere Mal ankern wollen.

Helmut bestellt also über die Marina eine Batterie, die aber frühestens am nächsten Mittag, aber eher nachmittags geliefert werden kann. Das heißt für den nächsten Tag, dass wir nicht, wie geplant, am Morgen weiterreisen können. Bei der weiteren Planung wird klar, dass es am sinnvollsten wäre, morgen Nachmittag oder Abend, sobald die Batterie da ist, eine Nachfahrt nach Kücükkuyu zu starten, was ungefähr 85 nm entfernt ist. Wir nutzen den restlich Tag also dazu, um einen großen Einkauf zu machen. Edith ist von dem Ausflug noch geschafft und bleibt solange auf dem Boot. Auf der Suche nach einem Supermarkt finden wir einen tollen Park, der mit großen, schattenspendenden Bäumen bewachsen ist. Hier kann man sich etwas von der direkten Sonneneinstrahlung erholen. Canakkele ist wirklich eine abwechslungsreiche und aufregende Stadt.

Am Abend kochen wir dann das erste Mal an Bord zusammen. Es gibt Nudelauflauf und wir essen oben an Deck, von wo aus wir einen tollen Blick auf die Promenade (mit dem "echten" Trojanischen Pferd aus dem Film mit Brad Pitt) und die Dardanellen haben. Auch ansonsten läuft der Abend sehr ruhig.

Samstag, 4. Juli 2015

02.07. - Überfahrt von Marmara nach Canakkele

Track Marmara-Canakkele 64,2 nm in 11h

Die Nacht war so entspannt, wir der Abend, den wir in Marmara verbracht haben. Wir kommen gut aus den Federn und diesmal schaffen wir es, nach einem kurzen Frühstück, die geplante Zeit für die Abfahrt einzuhalten. Um 0800 machen wir die Leinen los und um 0815 können wir bereits den Motor ausmachen, denn wir haben genug Wind zum Segeln.


 Bei Sven und mir setzt ein leicht flaues Gefühl im Magen ein, welches wir aber durch kleine Mahlzeiten und etwas Liegen in den Griff bekommen. Gott sei Dank! Da der Wind zunächst nicht ganz so stark ist, entscheiden wir uns den Blister zu setzen. Nach leichten Anlaufschwierigkeiten steht das Segel ganz gut, doch bereits nach 20 Min. nimmt der Wind bis auf 14 Knoten zu, weshalb wir den Blister wieder einholen müssen. Wir lassen ihn aber hängen und Sven befestigt ihn so am Mast, dass er nicht stört, aber für einen weiteren Einsatz leicht zugänglich ist.

Um 1000 messen wir wieder die Luft und Wassertemperatur. Die Lufttemperatur liegt bei 25 ºC und die Wassertemperatur bei 22 ºC.
Helmut macht Notizen
Insgesamt ist hier schon einiges los. Wir sehen viele große Frachter und Passagierschiffe, die mit großer Geschwindigkeit im Verkehrstrennungsgebiet unterwegs sind. Von diesem Gebiet halten wir uns schön fern, solange wir es können.

Verkehr in den Dardanellen

Der Wind flaut wieder etwas ab und wir setzen um 1120 den Blister. Direkt werden wir einen Knoten schneller. 20 Minuten später müssen wir unseren Kurs verändern und da der Wind es zulässt, setzen wir den Blister auf Steuerbord um und fahren eine Halse. Mit Blister macht man das nicht so häufig, dennoch klappt das Manöver, das wir so zum ersten Mal fahren, reibungslos.

Wir sind zwar nicht sehr schnell unterwegs, aber dafür sehr gemütlich und wir sind alle sehr entspannt. Dann werden wir um 1225 alle aufgescheucht. Sechs Delfine statten uns einen kurzen Besuch ab. Diesmal ist Sven schnell genug und kann ein paar Schnappschüsse von diesen schönen Tieren machen. Wir sind ihnen aber wohl nicht schnell genug, denn schon bald ziehen sie weiter. Kurz darauf müssen wir auch den Motor wieder starten. 

 

Ich hatte mich etwas hingelegt, werde aber wach, als Sven hektisch seine Kamera aus der Kabine holt. Am europäischen Ufer können wir Detonationen beobachten, deren Knall und Druckwelle deutlich zu hören und auch zu spüren sind. Wir haben keine Idee, was da genau passiert.

Eine weitere Kuriosität bekommen wir wenig später zu sehen: Ein riesiger Frachter, vermutlich ein Gas- oder Öltanker, liegt in der Nähe des asiatischen Ufers vor Anker. Als wir ihn mit den Ferngläsern genauer betrachten, sehen wir, dass er beschädigt ist. In der Mitte des Tankers ist eine riesige Einbuchtung, eine Schneise der Verwüstung zu sehen, die auf eine Kollision mit dem Bug eines großen Schiffes schließen lässt. Natürlich sind die viel befahrenen Dardanellen für diese großen Pötte recht eng, dennoch fragt man sich, wie so ein Unfall trotz der ganzen Sicherheitssysteme passieren kann. Da muss mehr als eine Person ganz schön gepennt haben.


Die restliche Fahrt verläuft ruhig. Eine Zeit lang können wir die Genua zur Motorunterstützung nutzen.

Um 1830 legen wir im Hafen von Canakkele an. Wir bekommen einen tollen Platz direkt am Hafenbüro. Auch das Anlegen klappt wieder ohne Probleme. Jetzt werden wir den Abend mit einem Spaziergang und einem netten Essen an der Uferpromenade ausklingen lassen. Und morgen steht dann für Edtih, Sven und mich die Besichtigung von Troja auf dem Plan.

Freitag, 3. Juli 2015

01.07. - Auf geht´s nach Marmara


Güzelce - Marmara 52,1 nm in 10 h

Wir stehen recht früh auf, da wir um 0800 abfahren wollen. Weil es die erste Fahrt ist, dauert es aber noch etwas länger, das Boot seetauglich zu machen. Die Fahrräder binden wir an der Reling fest und auch die Gangway wird so verstaut. Um 0825 heißt es dann aber endlich „Leinen los!“.

An sich zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite. Es ist nicht ganz so diesig, wie die Tage zuvor, und die Sonne ist schon am Morgen sehr intensiv. Das merken wir vor allem so sehr, weil leider kaum Wind geht. Das heißt natürlich, dass wir erst mal unter Motor fahren müssen.

Um 1000 beschließt Sven den ersten Wasserkontakt aufzunehmen. Er setzt sich auf die Badeplattform und lässt die Füße im Wasser baumeln. Bei der Gelegenheit messen wir direkt mal die Luft- und Wassertemperatur: Lufttemperatur 27°C, Wassertemperatur 23°C. Das lässt sich gut aushalten. Gegen halb 11 legen sich Helmut und Sven etwas hin und ich übernehme das Steuer. Die Fahrt verläuft ruhig und Edith und ich beobachten immer mal wieder die vorbeikommenden Schiffe durch das Fernglas.

Als wir ca. vier Stunden unterwegs sind, besuchen uns bereits die ersten Delfine. Das Vergnügen ist zwar nur von kurzer Dauer, so dass wir es nicht schaffen Fotos zu machen, aber es bietet einen kleinen Vorgeschmack auf das, was vielleicht noch kommen wird.

Als es auf 1700 zugeht, bekommen wir endlich etwas Wind, so dass wir um 1655 die Genua und kurz darauf auch das Groß rausholen können. Der Wind kommt direkt von hinten und ist nicht sehr stark, weshalb es sich anbietet, einen Schmetterling zu fahren. Um 1705 machen wir den Motor aus und wir segeln......schön! Direkt wird es ruhiger ohne das Motorgeräusch und man hört nur noch den Wind und das seichte Rauschen der Wellen. Ich übernehme das Steuer und muss mich zunächst noch richtig konzentrieren, den nicht ganz einfachen Kurs zu fahren. Doch schon bald gewinne ich Sicherheit und wir nehmen mehr Fahrt auf als unter Motor.


Wir segeln ungefähr eine Stunde, dann ist unser Zielhafen bereits in Sicht, Marmara, ein kleines Fischerdorf auf der gleichnamigen Insel Marmara. Wir machen uns für das Anlegemanöver bereit: Fender ausbringen, Heckleinen und Bootshaken bereitlegen. Da es in dem Hafen keine Mooringleinen gibt, muss man mit dem Buganker und Heckleinen zum Steg anlegen. Das ist für mich das erste Mal, dass ich dieses Anlegemanöver mitmache und ich bin dafür zuständig, den Anker auszubringen. Am Steg wartet schon der Hafenmeister auf uns und hilft beim Anlegen. Das Manöver klappt perfekt und wir haben Ruck zuck festgemacht. Bereits um 1830 trinken wir unser erstes Anlegerbier.


Die Seahorse im Hafen von Marmara

Der Anblick, der sich uns bietet, ist eine Mischung aus minimalistischem Tourismus und Fischerhafen. Wir liegen direkt an der Promenade und sehen einem Fischer dabei zu, wie er Netze vorbereitet. Auch hier gibt es viele streunende Katzen, die meisten davon sehen aber recht gut genährt aus. Wir starten zu einem kleinen Spaziergang. An der Uferpromenade wechseln sich kleine Restaurants, Bars, Shops, Obst-/Gemüsehändler und Lebensmittelhändler ab. Etwas weiter entdecken wir kleine Strände mit einer tollen Aussicht aufs Meer.
Strand von Marmara
Helmut und Edith

Leider sind die Strände, die teilweise nur ein paar Meter von kleinen Bars entfernt sind, etwas vermüllt. Das trübt leicht die romantische Kulisse, was der angenehmen Gesamtstimmung aber keinen Abbruch tut.
Die ganze Crew
Als wir uns auf den Rückweg und damit auch auf die Suche nach einer Möglichkeit zum Abendessen machen, werden wir von einem Mann angesprochen. Er spricht Deutsch und lädt uns dazu ein das Restaurant in seiner Hotelbar auszuprobieren. Das Hotel und die Bar liegen direkt am Hang und sind verschnörkelt darin verwoben.

 Wir sind von der Vorstellung angetan, mit diesem Ausblick unser Abendessen zu genießen und dazu servieren sie Efes vom Fass.Unter Feigenbäumen und rankendem Wein erklimmen wir den Weg nach oben und der Weg hat sich gelohnt. Die Aussicht ist sagenhaft! Außerdem ist alles ganz urig und gemütlich hergerichtet.


Der Tisch, an den wir uns setzten, ist aus Marmor, sicher aus einem naheliegenden Steinbruch. Alles passt zusammen. Wir bestellen uns verschiedene Fischgerichte, die in eher kleinen Portionen serviert werden, aber es schmeckt und das Personal ist sehr zuvorkommend.
Wir genießen unser Essen, während eine kleine Katze unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sie tollt in einem kleinen Beet herum, als würde sie etwas ganz Großes erlegen. Wir sind entzückt. Mit der Zeit kommt das Tier auch näher und und lässt sich von Helmut und Sven beschmusen und in kleine Kämpfe verwickeln. Vor allem Sven hat einen Narren an ihm gefressen.

Unser Rückweg führt uns durch ein paar Gassen. Auch hier wirkt der Ort einfach nur sympathisch.Wer einmal seinen Urlaub ganz ruhig und entspannt verbringen möchte, der ist hier genau richtig.