Freitag, 24. April 2015

23.04.'15 - Messina

Wir lernen, daß die Zeit der Kreuzritter lange vergangen ist, nicht aber die Zeit der Raubritter.

In der Straße von Messina - 41 sm - eine spielerische Etappe
0500. Ein bewölkter Morgen. Der Wecker holt uns aus dem Schlaf. Nur ein Schluck Wasser zum Frühstück, warm ankleiden, raus an Deck. Um 0515 heißt es: Motor an, Anker auf, Ziel Messina. Helmut steuert uns aus der Bucht, zwischen Vulcano und Lipari hindurch und dann direkt auf die Einfahrt zur Straße von Messina.

Den wenigen Wind des Morgens haben wir wieder einmal direkt auf der Nase. Einen Versuch mit dem Genuasegel brechen wir nach 5 Minuten ab. Ohne Kursänderung, d.h. ohne zeitaufwendiges Kreuzen, ist mit dem Wind nichts zu machen. Wir 'motoren' Richtung Messina.

Messina, alte Hafenstadt, Seeräuberstadt, Kreuzfahrerstadt. Wir freuen uns auf Messina, auf Zeugnisse der Geschichte, auf eine sehenswerte Stadt.

Die See ist ruhig, teilweise spiegelglatt 'mit Grübchen'. Um 0614 geht die Sonne auf. Das italienische Festland (besser: die Westküste der italienischen Halbinsel) ist schon gut zu erkennen. Von Sizilien her leuchtet uns ein weißer Vulkan herüber, der Ätna. Die Vulkane der Liparen liegen noch im Dunst des frühen Morgens.

Der Vulcano schläft noch
Ätna - noch immer gefährlich, aber viele Seemeilen entfernt
Der vormittägliche Besuch der Delphine findet heute bereits gegen 0900 statt. 2 Tiere spielen mit der Seahorse das gewohnte und bereits beschriebene Spiel.

Ich widerstehe der Versuchung, den Biestern Namen zu geben
5 nm vor der Einfahrt in die Straße von Messina haben wir plötzlich Wind aus SO. 12 bis 14 kn veranlassen uns, das Genua heraus zu holen und die Maschine abzustellen. Wir segeln allein mit dem Genua 6 - 7 kn FdW. 10 Minuten später frischt der Wind auf, kommt jetzt mit 24 Knoten in das ungereffte Segel. Die Seahorse schießt durch das Wasser, krängt aber so stark, daß wir das Segel einholen und kurz vor der Einfahrt in die Straße von M. wieder motoren.

Ca. 5 nm vor der Straße von Messina
Gleich hinter dem Funkmast ...
Segler auf dem Weg zum Vulcano
Ein uns entgegen kommender Segler, ein schönes Boot mit Besan und Genua, nutzt den Wind auf einem Kurs zum Vulcano voll aus. Wir sind ein bißchen neidisch und würden gerne eine Wettfahrt initiieren...

Weitere Aufmerksamkeit gewinnt uns ein 'Gespann' der besonderen Art ab, das wir anfangs gar nicht erkennen können. Es kommt zunächst direkt auf uns zu, etwas Rotes mit einem schwarzen Vorbau. Das muß ein merkwürdiges Schiff sein. Später, als wir es seitlich sehen können, erkennen wir den Schlepper, der einen sehr großen Ponton Richtung Westen zieht.

Der Schlepper müht sich
Dann sind wir in der Straße von M. Und kurz darauf, gegen 1400, machen wir in Messina fest, in  der Marina del Netturno.
In der Straße von Messina (Nord)

Hier lernen wir, daß die Kreuzritter, die von Messina aus nach Jerusalem segelten, zwar längst Geschichte sind, aber Raubritter in Messina sitzen lassen haben. Wir zahlen jetzt, in der Nebensaison, 70,- € / Nacht in del Netturno - für eine Marina mit viel Schwell (reger Fährverkehr des angrenzenden Hafens). Das WLAN ist im Preis inbegriffen, aber bereits auf unserem Liegeplatz (halbe Entfernung zwischen Hafenmeister und Hafenende) in der Leistung ausgesprochen dürftig. Die Sanitärräume sind auch nicht geeignet, den Gesamteindruck zu verbessern. Die Tankstelle im Hafen verlangt rund 2,- € für den Liter Diesel. Wenn wir nicht vorhätten, von hier aus nach Griechenland über zu setzen, wären wir weitergefahren!

Blick auf die alte (sic) Hafeneinfahrt
Maria, die Himmelskönigin und Mutter Jesu krönt die Hafeneinfahrt





Auf dem Weg nach Messina kamen Helmut und ich aus dem Staunen nicht mehr heraus, als wir die große Zahl der Fischer sahen, die in kleinen Booten, teilweise in Ruderbooten, mitten in den Fahrspuren des VTG fischten. Für die nicht Seerechtkundigen: VTG = Verkehrstrennungsgebiete; Einbahnstraßen auf Schiffahrtswegen mit besonderen Regeln bezüglich Nutzung, Ein- und Ausfart.

Die Wanderung duch Messina ist ernüchternd. In dieser Stadt spricht uns beide wenig an. Selbstverständlich gibt es interessante Ecken, Sehenswürdigkeiten und schöne Arrangements alter Gebäude. Aber der weitaus überwiegende Eindruck ist Schmutz, Schutt, Verkehr und Lärm.

Blick auf den Hafen auf einem alten Weg
Kathedrale,die Richard Löwenherz vor der Jerusalemfahrt besucht hat
Glockenturm der Kathedrale mit dem englischen Löwen
Ein wirklich alter Weg in der Statd
Marienheiligtum von Mosanto
Auf der Suche nach einer Eisdiele verzweifeln wir fast. Die erste Gelatibude, die wir finden, verlangt 1,5 € für eine Kugel Eiskrem. Das machen wir nicht mit. Auf der Suche nach weiteren Angeboten laufen wir kreuz und quer durch Messina. Natürlich werden wir fündig. Aber das Fehlen von Eisdielen und leere Bierflaschen von Heinecken auf den Straßen lassen uns denken, wir hätten uns nach Venlo verfahren ;-)

Den Abend verbringen wir im Restaurant der Marina. Das kann nicht nur preislich mit Spitzenrestaurants mithalten. Die ausgezeichnete Küche und der Wein machen uns viel Freude.

Gepflegtes Abendessen
Ein wenig versöhnt uns das mit den Raubrittern Messinas. Trotzdem steht für Helmut und mich fest, daß wir Messina kein zweites Mal anlaufen werden, wenn sich das irgendwie vermeiden läßt. Es gibt schönere Städte, schönere Marinas und andere gute Restaurants in Fülle.

Jetzt brechen wir nach Riposto auf, 35 nm südlich, von wo aus wir nach Griechenland rüber wollen.

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