Sonntag, 12. April 2015

12.04.'15 - Fornells

Seekrankheit und ihre Folgen

Wir haben gestern um 1000 in Vilanova abgelegt, 134 Seemeilen hinter uns gebracht und eine kleine Hölle aus Kotzen, Frieren und Schlafmangel erlebt.

1. Etappe: Vilanova - Fornells (Monorca)
Wir waren 'heiß' auf den Start der Reise. Zwei intensive Arbeitstage und ein endlich aufgeräumtes Schiff ließen uns füßescharrend die letzte Nacht in Vilanova verbringen. Jetzt MUSSTE die Reise beginnen.

Mein Bett ist gemacht
Steuerbordkabine für Fritz - Backbordkabine ist der Fahradkeller und Proviantbunker

Salon der Seahorse; unser Zuhause
Anfangs war alles prima. Der Wind aus NNO hat uns direkt auf Fornells kursnehmen lassen. Im Mittel hat die Seahorse gegen die Welle 6 kn SoG gemacht, teilweise deutlich über 7 kn, in der Spitze 7,6 kn. Der (scheinbare) Wind fiel mit 18-21 kn ein, genug Energie für eine flotte Fahrt. Später drehte der Wind stetig mehr auf ONO. Wir mußten auf den letzten 25 nm die Maschine zuhilfe nehmen, weil wir so hoch am Wind nur noch knapp 3 kn Fahrt machen konnten.

Kurz bevor uns eine größere Gruppe Delphine besucht hat (etwa 15 Tiere), die mit dem Bug der Seahorse spielen wollte, hat es mich das erste Mal an die Reling gerissen. Danach habe ich mich mit einem furchtbaren Gefühl in Kopf und Bauch im Cockpit verkrochen. Ich war zum ersten Mal Seekrank. Sehr unangenehm ist dieses neue Wissen, daß auch ich seekrank werden kann.

Das hat mich die ganze Nacht begleitet, bis etwa 0500. Dann war es aber offenbar genug. Mir hat das allemal gereicht.

Mittlerweile blieb auch Helmut nicht verschont. Verstehen können wir das beide nicht. Die See war etwas kabbelig, mit einer starken Welle von 1,5 m (gelegentlich etwa 2,0), die mit dem Wind kam. Direkt von vorne hatten wir etwas kleinere Wellen (ca. 1,0 m), die sich mit der Windsee mischten und unsere Mägen wohl durcheinander brachten.

Die Ergebnisse der Kotzerei beschreibe ich nicht im Detail. Aber in Fornells war einige Reinigungsarbeit in meiner Kabine und beidseitig der Reling zu tun. 

Wir haben die Lichter im Kielwasser wieder gesehen, konnten aber dieses Mal wenig Freude daran finden. Wir hatten zu viel mit uns selbst zu tun. Mit der Furcht, unter Deck das Würgen gar nicht halten zu können, sind wir im Cockpit geblieben, übermüdet, frierend, 'fix – und fertig'. Wir waren froh, als wir Menorca sehen und das Ende der Etappe ahnen konnten. 

Helmut ist müde, aber froh, den Torre de Fornells zu sehen.
Ein sehr alter Wehr- und Wachturm
Das Anlegen mit dem Bug und einer Mooring ist mit nur 2 Personen an Bord nicht einfach. Das gilt umsomehr, wenn der Wind das Heck des Schiffes wegdrückt, sobald dessen Bug festgemacht ist. Das haben wir trotzt unseres desolaten Zustandes hinbekommen – und uns danach erst einmal schlafen gelegt.

Am Nachmittag haben eine selbst gekochte Nudelsuppe, aufgebackenes Brot und Kaffee mit viel Milch sowohl die Mägen als auch die Seelen wieder aufleben lassen.
Heute arbeitet die Hafenmeisterei nicht. Das heißt für uns, daß wir keinen Schlüssel für die Sanitärräume des Hafens haben. Wir müssen für alle intensiveren Geschäfte in eines der nahen Restaurants gehen, Cafe con Leche trinken (sehr lecker und nur 1,70 €) und die dortigen Toiletten nutzen.
 
Die Seahorse ist in Porto Fornells nicht unbekannt
Der späte Nachmittag wird für ein paar Photos genutzt, ein wenig Sonnenbaden und die Tourplanung nach San Pietro.

Fazit dieser Etappe: Mit nur zwei Mann zu segeln, kann sehr heftig ein, wenn einer davon seekrank wird. Wenn es beide erwischt, braucht es besonders viel Kraft und Durchhaltewillen. Aber was soll man machen. Rechts raus fahren und ausschlafen geht auf See nicht ;-)

Mitleidsbekundungen sind nicht angebracht, werden aber über die bekannten WhatsApp Adressen entgegen genommen ;-)

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