Montag, 20. April 2015

20.04'15 - Trapani (Sizilien)

Villasimius - Trapani; 163 nm in 30 Stunden
18.04.'15 - Ziel: Trapani
Wir können den Anstriebsstrang selbst reparieren. Sven, der diese Arbeit erst vor wenigen Wochen in der Hand hatte, konnte uns dabei telephonisch 'führen'. Eigentlich bräuchten wir eine neue Kronenmutter auf der Abtriebsseite des Getriebes. Die ist hier aber nicht zu kriegen. Die 'Werft' scheint eher ein Witz zu sein. Wir treffen dort tatsächlich zwei Typen an, die uns aber nicht helfen können (wollen). Daß die benötigte Mutter nicht auf Lager liegt, verstehe ich noch gut. Locketeite? Kennt unser 'Gesprächspartner', hat er aber nicht. SAE dreissisch? Kennt er auch, hat er aber auch nicht. A...loch!

Wir sollen in die Stadt fahren, oder laufen, nur etwa 5 km, im Industriegebiet gibt es einen Autoteilehandel. Arschloch !!! Der Kerl ist zu faul, seinen Arsch in sein Lager zu bewegen.

Nach Svens Anweisungen klebe ich die Mutter auf den Wellenzapfen, kerbe die Krone in die dafür vorgesehene Nut des Zapfens und hoffe, daß jetzt alles gut gehen wird. Das Getriebe bekommt frisches Öl. Funktionstests ohne und mit Motor zeigen uns, daß (im Augenblick) alles seinen Dienst tut.

10 Minuten später sind wir aus dem Hafen raus.

Dabei liegt die Marina landschaftlich sehr reizvoll, ruhig, gut geschützt. Aber obwohl erkennbar jung, zeigen ausnahmslos alle Gebäude und Einrichtungen bereits Verfallserscheinungen - um deren Behebung sich niemand zu kümmern scheint. Hier hat offensichtlich niemand Lust auf irgend etwas. Trotzdem ist Villasimius die bisher teuerste Marina dieser Reise (45 € / Nacht). WLAN gibt es keines und die Dusche kostet einen Euro extra. Der Minimarkt der Marina verkauft seine Waren so teuer, das es sich lohnt, mit dem Fahrrad 5 km in den Ort zum Einkaufen zu fahren.
Hafenanlagen
Echte Ruine
Echte Zollgebäude und Küstenwache - auch bald echte Ruine
Vielleicht ist dies das angestrebte Maß aller Dinge ...
Wir haben beim Auslaufen keinen verwertbaren Wind. Ergo wird motort. Der nächste nennenswerte Wind wird uns wieder auf der Nase stehen. Wir würden gerne wieder SEGELN. Zwingen können wir das nicht.

Gegen 1330 taucht an Steuerbord voraus ein Wal auf! Mein erster Wal! Und ICH habe ihn gesichtet. Ich bin ganz aufgeregt. Das Tier schwimmt ganz langsam rechtwinklig zu unserer Fahrtrichtung. Helmut nimmt Fahrt aus der Seahorse, damit wir das Tier nicht mit dem Propeller verletzen. Bis auf etwa 10 m kommt der Wal an unseren Bug heran, dreht dann gemächlich auf 'voraus' und taucht ab. Herrlich. Dieser Augenblick freut und berührt mich noch jetzt.
Mein erster Wal ;-)
Am Nachmittag wird aus dem bisherigen Hauch von 2 Knoten tatsächlich ein wenig Wind. Wir können eine Stunde das Genua zusätzlich nutzen, um den Dieselverbrauch zu reduzieren. Ab 1500 ist der Wind kräftig genug, um ohne Motor und dafür mit beiden Segeln zu fahren. Unter strahlend blauem Himmel machen wir 6,5 kn Fahrt durchs Wasser. Alles ist gut ... SO sollen Segeltage sein. Wir segeln am Wind, mit mäßiger Krängung ... leider nur für eine Stunde. Danach muß die Maschine wieder helfen.
Arreviderci Sardegna
Sardinien ist ab 1800 nicht mehr zu sehen.


19.04.'15 - Sizilien ist schon näher als Sardinien

Die Nacht war anfangs ruhig. Wir konnten streckenweise mit Unterstützung des Genuas fahren. Mondlos, lichtarm, mit kaum erkennbarem Horizont und ohne Fahrzeuge in unserer Nähe haben wir uns auf  besinnliche Nachtwachen vorbereitet.

Ein entspannter Skipper
Mein Lieblingsplatz
Der Himmel 'brennt'

Nach Einbruch der Dunkelheit erwarten wir die übliche Flaute. Stattdessen frischt der magere Wind plötzlich auf. 14 Knoten, 18 Knoten, 25 Knoten in der Spitze 29,5. Vor uns baut sich schnell eine kabbelige Windsee auf, die den Bug der Seahorse immer wieder plötzlich anhebt und in das nächste Wellental fallen läßt. Die Seahorse schlägt dort jedes Mal schwer und laut ein. 

Nach einer dreiviertel Stunde flaut der Wind wieder ab, fällt ganz in sich zusammen. Die kabbelige See bleibt.

Wieder eine Stunde später haben wir erneut Segelwind! Bei 17 - 19 kn zieht die Genua uns allein mit 6,5 kn durch das Wasser. Die See bleibt ruppig, bis etwa 10 sm vor Sizilien.

Um 1800 machen wir in der Marina Arturo Stabile fest, im Hafen von Trapani, auf Sizilien! 163 Seemeilen sind wir jetzt in nur 30 Stunden gefahren. 

'Arturo Stabile' ist keine Luxusmarina und besitzt eher das Flair einer Werft mit Sanitärräumen. Dafür ist der Service in Ordnung. WiFi ist, wenn es mal läuft, kostenlos. Die Arbeiter in der Marina singen fast alle irgend etwas vor sich hin. Das ist zumindest ein amüsantes Flair. Die Preisgestaltung (30 € / Nacht) ist in Ordnung. 

Nach den sanitären Verrichtungen gehen wir ein wenig spazieren, suchen uns in der Altstadt (sehr sehenswert!) ein kleines Lokal und genießen sizilianische Fischspezialitäten mit Wein und Brot Wir sind beide begeistert! Auch die Gelati ist hervorragend! Zum Glück ist Morgen auch noch ein Tag ...
Marina Arture Stabile - Die Seahorse im Hintergrund
Singende Bäume
Eine Besonderheit in Trapanis Altstatdt ist ein Platz mit merwürdigen Bäumen. Die sind dicht mit kleinen Vögeln besetzt, die den Platz mit einem vielstimmigen, lauten Gesang erfüllen. Als wir mitten unter den Bäumen stehen, merken wir, daß die Italiener diesen Platz meiden. Vermutlich sind diverse Gründe dafür auf Kleidungsstücken und Köpfen gelandet. Darum sehen wir zu, daß wir 'unbeschissen' wieder auf die Straße kommen.


20.04.'15 - Einkäufe und Revisionen

Wir sind gestern früh in unseren Kabinen verschwunden und haben lange und tief geschlafen. Während des Frühstücks machen wir eine Liste der heutigen Erledigungen. Einkäufe stehen ganz oben auf der Liste. Eine Nachfrage in der Marina nach einem großen (!) Supermarkt wird uns mit der Erklärung beantwortet, daß wir den nicht zufuß erreichen können; jedenfalls nicht, wenn wir einen größeren Einkauf planen. Genau das, nämlich die Ergänzung aller unserer Vorräte, haben wir vor. 

Kein Problem. Die Marina organisiert uns ein Taxi, das uns pünktlich abholt, zum Supermarkt bringt, uns pünktlich auch dort abholt und wieder zur Marina zurück fährt; für einen angenehmen Preis. DAS ist Service wie ich ihn uns auch in Villasimius gewünscht hätte. Hier ist vor allem Signorina Simona der hilfreiche Geist, eine junge Dame, die sehr gutes englisch spricht und einfach gerne hilft!

Jetzt steht noch eine Revision der Arbeiten am Antriebsstrang an. Danach ist Altstadtbummel auf dem Programm, Gelati essen, mehr Gelati essen, Photos sammeln und Trapani genießen.

Und Morgen fahren wir dann weiter nach Vulcano ... ;-)

2 Kommentare:

Steffen hat gesagt…

Hallo zusammen.

Da wird man ja neidig.

Gruß
Steffen

Ilona hat gesagt…

Super Tour ! Ich freue mich schon auf deine Berichte live Zuhause ;-)