Samstag, 11. Juli 2015

07./08.07- Eine Kamikazefahrt nach und ein ruhiger Tag in Cesme

07.07. - Die Kamikazefahrt nach Cesme (Fotos folgen)



Der Wecker geht am Morgen schon früh, denn wir wollen um 0700 auf nach Cesme. Doch die letzte Nacht hat uns total gerädert und wir kommen nicht so richtig bei. Helmut und ich sind dennoch wach, Edith lassen wir noch etwas schlafen und Sven wecken wir nur, damit er hilft das Dingi an Bord zu holen. Dann holen wir um 0730 den Anker ein und machen uns auf den Weg. Der Wind, der uns schon in der Nacht auf Trab gehalten hat, ist auch jetzt noch sehr stark. Als wir die Bucht verlassen bläst er uns mit 7 Bft in Böen 8 Bft aus NNO um die Ohren. Vor allem wegen der starken Böen bleibt uns nichts anderes Übrig als zu motoren. Wir hatten schon in der Bucht die Rettungswesten angelegt. Sicher ist sicher! Wir kommen mit 6 kn SOG voran und reiten über die Wellen. Selbst ohne Segel bekommen wir hin und wieder ganz schön Krängung. Dabei spritzt gelegenlich die Gischt über die Reling und macht uns nass. So fahren wir fast zwei Stunden bis der Wind soweit nachlässt, dass wir nach einer Kursänderung von 285º COG auf 266º die Segel raufholen und den Motor ausmachen können. Wir machen 4,8 kn über Grund.

Pünktlich um 1000 steht wieder unsere tägliche Temperaturmessung auf dem Plan (Lufttemperatur 26º, Wassertemperatur 22º) und direkt danach holen wir die Genua ein und setzen den Blister, da wir nur noch unter 10 kn Wind haben. Eine gute Stunde später wechseln wir erneut den Kurs und haben den Wind dann direkt von hinten, weshalb wir eine Halse machen, um den Blister umzusetzen und einen Schmetterling zu fahren. Dieser Kurs ist nicht ganz leicht zu fahren, dennoch versuche ich mich erneut daran, beim letzten Mal hatte es ganz gut geklappt.So fahren wir eine Weile, doch die Windrichtung wechselt leicht und mir fällt es schwerer den Kurs zu halten. Dann kann ich den Kurs nicht mehr halten und der Blister schlägt zunächst nach BB über. Ich versuche den Kurs zu retten, doch plötzig fällt der Wind böig und mit gut 16 Kn ein, das ist viel zu stark für den Blister. Er schläg wieder auf SB über, irgendetwas reißt und schon liegt der Blister im Wasser. Was für eine Scheiße! Zum Glück ist er nur an der oberen Aufhängung gerissen, sodass er nicht verloren geht und von Sven und Helmut geborgen werden kann. Meine Nervosität steigt, ich werde unsicher und würde am liebsten das Steuer abgeben, doch das geht jetzt nicht. Eine Weile stehen wir mehr oder weniger, so kommen beim Bergen zumindest keine Probleme auf. Ich versuche wieder Fahrt aufzunehmen, das Groß steht jetzt auf SB, aber die Lenkung bereitet mir Schwierigkeiten. Ich übersteuere und wir kommen in eine ungewollte Halse. Das Groß schlägt auf BB über und zur Krönung reißen auch noch die Lazy Jacks, die dafür da sind, das Groß beim Runterlassen in die Persenning zu führen. Jetzt bin ich endgültig durch! Der Wind nimmt etwas zu und als alles soweit verstaut und provisorisch befestigt ist übernimmt Helmut wieder das Steuer. Meine Kamikazefahrt ist erstmal vorbei. Der Wind nimmt so zu, dass wir jetzt nur mit dem Groß 7kn SOG machen. Zügig nähern wir uns Cesme. Bereits um 1530 laufen wir in die Marina ein, die wir dann über Funk kontaktieren. Die Marina ist riesig. Bevor uns ein Platz zugewiesen wird machen wir an der Tankstelle fest und tanken. Anschließend geleitet uns der Marinero mit seinem Dingi zu unserem Platz.Dabei hilft er uns, indem er uns beim Wenden in die richtige Richtung drückt. Schon beim Fahren zwischen den Stegen sehen wir, dass unser Boot hier eher zu den kleineren gehört. Hier liegt ne Menge Kohle! Am Steg angekommen ist schon der nächste Marinero zur Stelle, um uns beim Anlegen zu helfen. Alles läuft sehr professionell ab. Um 16 Uhr liegt die Sea Horse gut vertäut mit zwei Moorings am Schwimmsteg. Natürlich steht Wasser und Strom direkt zur Verfügung und wir müssen nicht mal eine Gangway ausbringen.

Helmut erledigt alle Formalitäten, wir bekommen sogar eine Infobroschüre. Das hat natürlich alles seinen Preis, aber ab und zu kann man sich das ja mal gönnen. Jetzt sind wir auf die Sanitäranlagen gespannt und wir werden nicht enttäuscht: So tolle Waschräume/WCs habe ich noch in keiner Marina gesehen! Alles ist sauber und wirklich stilvoll ausgestattet. Etwas Besonderes ist auch, dass in den Duschräume jeweils eine separate Toilette ist. Wir nehmen uns alle vor hier mehrfach duschen zu gehen und das voll auszukosten.

Den Nachmittag verbringen wir damit uns etwas auszuruhen und ausgiebig zu duschen. Am frühen Abend machen wir uns auf den Weg die Stadt zu erkunden. Dabei führt uns der Weg erstmal durch das weitläufige Marinagelände. Alles ist hier auf die gut betuchte Kundschaft ausgelegt. Ein schickes Restaurant neben dem anderen. Dazu zahlreiche Designer-Läden, sogar ne Shopping-Mall. Alles ist sehr schön angelegt, aber man erkennt, dass dies kein natrürlich gewachsener Bereich ist. Es ist schon fast zu schön und uns ist klar, dass wir hier eigentlich nicht hingehören. Auf dem ganzen Gelände ist nicht eine Frau mit Kopftuch zu sehen. Das was man hier trägt sind Einkaufstüten von Gucci, Prada und Lacoste ;-). Wir bahnen uns den Weg durch die reiche Menge und erreichen dann den normalen Stadtbereich, der direkt auf der anderen Straßenseite beginnt. Uns spricht ein kleines Lokal an, das einen überdachten Außenbereich hat, der mit Wein bewachsen ist. Hier trinken wir erstmal etwas Bier und Wein und lassen das Ambiente auf uns wirken. Der Kellner spricht ein paar Brocken Deutsch und er hat einen guten Humor. Als wir ihn fragen, wo wir etwas zu Essen bekommen können, sagt er, dass sie auch Kleinigkeiten anbieten. Wunderbar, wir bestellen uns ein paar von diesen Kleinigkeiten, alles schmeckt sehr gut. Der Alkohol und die vorhergegangenen Nacht zeigen ihre Wirkung. Wir sind müde und machen uns auf den Weg zurück zum Boot. Wir schlafen alle mal wieder wie Steine.



08.07. - Ein ruhiger Tag in Cesme


Am nächsten Morgen schlafen wir alle lange. Wir haben uns heute nicht viel vorgenommen, außer ein paar Dinge zu erledigen. Ich mache mich endlich daran, den Blog auf einen neueren Stand zu bringen und Edtih näht den Überzug des Blisters. Die Männer erledigen den Einkauf und fahren mit den Rädern weiter in die Stadt, um im Turkcell-Laden unser Datenpaket aufzuladen. Es ist recht heiß und es geht nur wenig Wind. Der wenige Wind kommt uns gelegen, da es noch daran geht die Lazy Jacks zu reparieren, wofür ich bis zur 2. Saling den Mast hoch muss, denn natürlich sind sie ganz oben gerissen. Voll ausgestattet geht es für mich also wieder hoch. Diesmal dauert die Reparatur etwas länger, aber alles klappt gut. Für ein paar Schnappschüsse habe ich außerdem mein Handy mit hochgenommen, schließlich möchte ich diesen Ausblick mit den anderen teilen.

Abends kommen wir erst spät los, um uns die Stadt und die genuesische Burg anzusehen. Vorher war es einfach zu warm. Wir sind bestimmt zwei Stunden unterwegs und als wir oben an der Burg sind, ist es schon dunkel. Die Aussicht auf die Bucht mit ihren vielen Lichtern ist wirklich toll. Zwar können wir die Burg nicht mehr besichtigen, aber zumindest bekommen wir einen kleinen Einblick, denn ein Tor, das wir entdecken, ist nicht verschlossen. Es ist der Weg zum Eingang des Minaretts und von hier aus ist die Aussicht noch ein bisschen schöner.

Wir kommen so spät zurück zum Boot, dass wir beschließen doch nicht mehr zu kochen, um viel zu essen ist es eh zu war. Wir nehmen nur Joghurt und Brot und natürlich ein paar Cocktails zu uns, bevor es dann ins Bett geht.

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