Mittwoch, 8. Juli 2015

06.07. - Foca: Eine segelreiche Fahrt, eine wunderschöne Ankerstelle und eine unruhige Nacht


Kücükkuyu-Foca 60,8 nm in 10 h
Nach einigem Hin und Her haben wir uns dazu entschieden als nächstes Foca anzufahren. Wir hoffen, dass es dort nicht so voll sein wird. Damit wir und zur Not doch noch eine Alternative suchen können, wollen wir schon früh die Leinen los machen. Wir haben kein Hafenbüro oder anderen Ansprechpartner gefunden, was heißt, dass wir kostenlos mit Stromversorgung die Nacht verbracht haben. Vermutlich wird in diesem kommunalen Hafen keine Gebühr erhoben.

Wir kommen gut aus den Federn und legen pünktlich um 0600 ab. Da wir nur wenig Wind haben, müssen wir zunächst motoren. Die See ist ruhig und unser Kurs ist COG 202º.

Wir sind wieder dicht an griechischem Gebiet unterwegs und Lesbos ist an Steuerbord immer recht gut zu erkennen, auch wenn es in der Ferne immer leicht diesig ist. Das Gebiet ist von vielen Inseln und Unterwasserfelsen geprägt, was sicher auch ein Grund für die zahlreichen Wracks ist, die in der Seekarte vermerkt sind.

Inseln
Um 0810 kreuzt uns wieder ein Boot der Küstenwache (Coast-Guard), doch diesmal bleibt die Kontrolle aus.
Küstenwache
Die Sonne strahlt, wie in den letzten Tagen auch, und um 1000 wird es wieder Zeit für unsere Temperaturmessung. Natürlich geht das nicht, ohne mal die Füße von der Badeplattform ins Wasser zu halten.
Edith hält die Füße ins Wasser

Die Lufttemperatur beträgt 26º und die Wassertemperatur angenehme 22,5º.
Der Wind nimmt zu, so können wir schön unter Segel weiterfahren. Der Wind nimmt jetzt stetig zu und die Sea Horse wird immer luvgieriger und wir versuchen das erstmal durch die Verkleinerung der Genua auszugleichen. Schnell wird klar, dass das nicht reicht und wir reffen das Großsegel. Die Automatik ist für diese Windverhältnisse zu langsam, weshalb Helmut nur von Hand steuert. Eine halbe Stunde nach der Kursänderung auf COG 158º können wir das 1. Reff wieder ausschütteln und machen 5,5 kn über Grund. Bald lässt der Wind so nach, dass wir sogar den Blister setzen und so fahren wir bis wir Foca erreichen.

In Foca gibt es einen kleinen und einen großen Hafen, wie wir schon unserem Handbuch entnehmen konnten. Außerdem gibt es ein paar Einbuchtungen, die sich zum Ankern eignen. Der große Hafen, der laut Buch besser angefahren werden kann, ist eine echte Enttäuschung. Wir sehen viele große ausrangierte Schiffe und auch der Zustand des Hafens ist wenig einladend. Wir versuchen trotzdem dort einen Platz zu finden, vergeblich. Da die restliche Bucht dennoch einen guten Eindruck macht, machen wir uns auf die Suche nach einer anderen Möglichkeit festzumachen. Vor dem kleinen Hafen liegen ein paar Boote vor Mooring, wir entscheiden uns dann aber gegenüber der Häfen und auch der alten Burg zu ankern. Das Manöver funktioniert gut und nun sind wir in Foca angekommen. Neben uns ankern ein weiteres Segelboot und ein Ausflugsboot, das seine Gäste zum Baden rausgefahren hat. Baden wollen wir auch und wir stürzen uns schnell in unsere Badeklamotten und schon sind wir im kühlen Nass. Fantastisch! Der Blick auf den Ort ist toll. Hier gibt es alles, was das Herz eines Wassersportlers begehrt.

Nachdem wir uns im Wasser und durch einen kühlen Cocktail etwas abgekühlt haben, machen Helmut uns Sven das Dingi startklar. Wir verbringen eine ganze Zeit damit, das Dingi auszuprobieren und fahren in verschiedenen Besetzungen durch die ganze Bucht. Vor allem Sven hat richtig Spaß daran. Er hatte den Motor vorher ausgerichtet und kostet das nun richtig aus.


Wir beide fahren dann mit dem Dingi in den Ort, um noch etwas Limonade, Wasser und Brot zu besorgen. Wir steuern auf den Holzsteg zu, an dem wir zwischen dem Badebereich und einem kleinen Motorboot festmachen wollen. Sofort kommt uns ein Junge entgegen, der dort gerade angelt, um unsere Leine entgegen zunehmen. Sehr freundlich! Ich bedanke mich auf Englisch und er ebenso zurück. Nachdem Sven und ich ein paar Worte gewechselt haben fragt der Junge, ob wir aus Deutschland kommen. Er spricht deutsch, denn er kommt aus Düsseldorf. Was ein Zufall. Wir wechseln noch ein paar Worte und begeben uns dann auf die Suche nach einem Supermarkt. Im Ort entdecken wir eine tolle kleine Uferpromenade und viele kleine, urige Gassen. Schnell finden wir, was wir suchen und machen uns auf den Rückweg zum Boot. An Bord hat Edith schon mal angefangen das Abendessen vorzubereiten. Es gibt Apfelpfannkuchen. Dabei gönnen wir uns noch den ein oder anderen Drink. Uns allen schmeckt es richtig gut und wir essen mal wieder viel zu viel. Wir lassen den Abend ruhig ausklingen, genießen noch etwas die schöne Aussicht und legen uns dann schlafen.

Doch so ruhig, bleibt es leider nicht! Der Wind frischt richtig auf und treibt das Boot hin und her. Helmut und auch wir, lassen unsere Türen heute Nacht auf, um den Ankeralarm zu hören, falls dieser an geht. Und das tut er, nicht einmal, nicht zweimal, sondern gefühlt die ganze Nacht geht immer wieder der Alarm los, doch erst sind die Abweichungen nur gering. An Schlaf ist nicht wirklich zu denken, bei den ständigen Unterbrechungen und auch dem heftigen Wind, der laut durch das Boot pfeift und alles zum Klappern bringt. Ständig wartet man auf den nächsten Alarm und ist in Bereitschaft. Um 0400 schlägt der Ankeralarm erneut aus und diesmal ist die Entfernung größer. Helmut startet das Boot, um die Tiefe zu überprüfen: 23 Meter, das ist viel zu viel, wir haben uns von unserem ursprünglichen Ankerplatz schon einiges entfernt, der Anker hält nicht mehr. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als den Anker hochzuholen und ihn neu zu setzen. Dazu suchen wir eine Stelle, die zumindest etwas windgeschützter ist und legen mehr Ankerkette. Die Nacht ist fast vorbei, aber wir legen uns wieder hin, in der Hoffnung, dass wir doch noch etwas Schlaf finden. Tatsächlich geht der Ankeralarm nur noch ein mal, wobei die Abweichung nicht bedenklich ist. Als es das nächste Mal piept und Helmut weder aufspringt, muss Sven etwas lachen: Es ist nur das Bugstrahlruder, welches durch das Piepen ankündigt, dass es sich abschaltet und uns schon einige Male einen kurzen Schrecken bereitet hat. Jetzt heißt es aber Augen zu, denn um 0700 soll es schon wieder weiter gehen! Wir fahren nach Cesme.

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