Mittwoch, 8. Juli 2015

04.07. - Warten auf den Startschuss für die Nachtfahrt nach Kücükkuyu

Es ist Samstag und wir schlafen uns alle mal so richtig aus, denn es steht heute ja unsere erste Nachtfahrt an. Es wird Zeit den Wasser- und den Dieseltank aufzufüllen und natürlich warten wir noch auf die Batterie. Doch schon am Vormittag wird uns die Illusion geraubt, dass wir vielleicht doch noch früher loskommen könnten, denn der Batterie-Mann kommt, um sich noch mal Gewissheit über die benötigte Batterie zu holen. Er wird nicht vor 1700 mit der neuen Batterie da sein und wir rechnen damit, dass wir nicht vor 2000 hier weg kommen. Dennoch bereiten wir schon mal alles vor.

Marina in Canakkele

Da wir dann noch etwas Zeit haben, beschließen wir einen Spaziergang über die Promenade zu machen.


Marina von der Promenade aus




In einem schönen Café direkt am Wasser essen wir zuerst ein leckeres Eis und trinken dann noch einen Tee oder ´Cay´. Unser Repertoire an türkischen Wörtern wird übrigens langsam größer.
Wir alle beim Tee

Zurück an Bord beschäftigen wir uns dann mit Lesen, Dösen und Sonnen, bis die Batterie, tatsächlich
schon um 1710 geliefert wird. Wir sind positiv überrascht und plötzlich geht alles ganz schnell.
Die Batterie ist drin, das Boot wird zur Abfahrt bereit gemacht und schon um 1730 machen wir die
Leinen los.
Canakkele - Kücükkuyu 77nm in 15,5h

Da wir mit dem Strom durch die Dardanellen reisen, sind wir schnell unterwegs und viele andere große Schiffe mit uns auch.


Ganz schön viel los hier
Unter Motor machen mit Genua-Unterstützung 8,2kn/h. Wir halten uns immer möglichst fern vom Verkehrstrennungsgebiet und so ist die Fahrt recht entspannt. Wir nähern uns dem „Ausgang“ der Dardanellen. Wir halten Ausschau nach Hinweisen auf den Standort von Troja auf der asiatischen Seite der Türkei und vermuten, dass wir es bei 40°01,0 N und 026 °14,6 E von der Wasserstraße aus gesichtet haben. Auf der europäischen Seite fällt ein großes Denkmal auf, das zum Gedenken an den 1. Weltkrieg errichtet wurde. Helmut erzählt, dass es nachts blutrot angestrahlt wird.
Denkmal zum 1. Weltkrieg

Kurz darauf verlassen wir die Dardanellen und um 2005 ändern wir unseren Kurs auf COG 202°.

Edith und ich beginnen das Abendessen zu machen, welches wir schon im Hafen vorbereitet haben. Es gibt Bratkartoffeln, mit Steak und Salat. Unterwegs mehr als eine Suppe zu kochen, ist schon eine besondere Herausforderung, die wir aber, dank ruhiger See, gut meistern. Wir essen an Deck und können kurz darauf einen tollen Sonnenuntergang bewundern.
Sonnenuntergang
Da wir eher wenig Wind haben, sind wir viel unter Motor unterwegs und können nur ab und zu die oder ein Segel dazu nehmen. Helmut legt sich um 2130 etwas hin, da er mit Edith die erste Nachtschicht machen wird. In der Zeit wird es dunkel und zu Anfang ist es nicht so leicht, zwischen Schiffen und den Lichtern an der Küste zu unterscheiden. Aber das Radar und das AIS helfen dabei ganz gut. Dennoch bin ich etwas überfordert, als uns ein Schiff näher kommt. Es ist nicht leicht alles gleichzeitig im Auge zu behalten. Wind, Geschwindigkeit, Kurs des anderen Fahrzeugs sind im Dunkeln erst mal schwer einzuschätzen. Dazu kommt noch, dass das I-Pad, mit dem wir unter anderem navigieren, trotz Lichtanpassung so hell leuchtet, dass man in der Dunkelheit kaum etwas sieht. Wir kommen dem anderen so nahe, dass er uns schon Lichtsignale gibt, die wohl bedeuten, dass wir doch bitte mehr Abstand halten sollen. Trotz meiner flatternden Nerven, kreuzen wir das andere Schiff dann mit nicht viel, aber genügend Abstand.

Wir beobachten noch einen wunderschönen Mondaufgang.


Um 2300 beginnt die erste Nachtschicht für Helmut und Edtih. Sven und ich kommen nicht so gut in den Schlaf. Durch ständig wechselnde Windstärken hat Helmut viel zu tun. Es herrschen schwierige Segelbedingungen, die Helmut einiges abverlangen. Dabei vergisst er aber nicht um 0100 (12 Uhr in Deutschland) seine Frau und Ediths Tochter Sigrid anzurufen, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren.

Kurz vor dem Schichtende muss der Motor wieder angemacht werden. Sven und ich machen uns gerade für unsere Schicht bereit, als ein Motorboot mit hoher Geschwindigkeit auf uns zukommt. Wir wissen nicht so recht, was los ist, es gab auch keinen Funkspruch, der diese Aktion angekündigt hätte. Das Boot umkreist uns ganz dicht und leuchtet mit einem riesigen Suchstrahler Helmut an, sodass der geblendet wird und kaum was sehen kann. Schon wenige Augenblicke später verschwindet das Boot wieder in Richtung Griechenland. Wir vermuten, dass es die griechische oder türkische Küstenwache war, da wir uns genau in dem Grenzgebiet bewegen.

Um 0300 ist dann der Schichtwechsel angesagt. Da wir bisher sehr schnell unterwegs waren, bittet uns Helmut nur zwischen 4 und 4,5 kn zu fahren, damit wir nicht vor dem Morgengrauen im Hafen ankommen und Helmut vor dem Anlegen noch genügend Schlaf bekommt. Unsere Schicht verläuft eher ruhig. Je weiter wir wir Richtung Kücükkuyu kommen desto weniger Verkehr gibt es. Wir beide sind recht fit, der 4-Stunden-Rhytmus klappt gut. Gegen 0500 wird es dann auch schon langsam hell, aber der Sonnenaufgang lässt noch auf sich warten. Die Sonne bleibt recht lange hinter den Bergen versteckt, bis sie dann gegen 0600 endlich zum Vorscheinen kommt.

Eine halbe Stunde später lässt der Wind es zu, dass wir die Genua rausholen und den Motor ausmachen können. Es ist 0700, als unsere Schicht zu Ende geht. Wir sind alle wach und die nächsten 2 Stunden Fahrt gehen recht schnell vorbei. Wir nähern uns Kücükkuyu und hoffen, dort einen Platz in dem kleinen Hafen zu bekommen, spielen aber auch schon mit dem Gedanken in der Nähe zu ankern, falls nichts frei ist. Wir sehen also erst mal nach und bei der Einfahrt in den Hafen sehen wir noch eine kleine Wasserschildkröte an Backbord. Zunächst sieht es mit dem Platz für uns nicht so gut aus, doch dann sehen wir doch noch einen letzten Platz, an dem wir mit Mooring und Heckleinen anlegen können. So legen wir um 0900 ohne Probleme an.
der Hafen von Kücükkuyu


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