Samstag, 9. Mai 2015

08.05.'15 - Myrina (Limnos); eine gemütliche Nachtfahrt

Skyros - Limnos 60 Seemeilen
Auf Skyros wollten wir uns planmäßig nicht lange aufhalten. Wir haben den Tag zum Ausschlafen genutzt, und anschließend einige anstehende Säuberungs- und Reparaturarbeiten durchgeführt. Dann kam schon der Abend. Wir beschlossen wieder über Nacht zu fahren, um Myrina auf Limnos bei Tageslicht zu erreichen. Ohne ausreichendes Licht zu haben, ist das Herumkurven dicht unter fremden Küsten nicht besonders angenehm. Das gilt um so mehr, wenn diese Küsten zu einem ehemaligen Vulkan gehören.  

Limnos, alter Vulkan, bei den 'alten' Griechen der Wohnsitz des Häphästos, des Schmiedes, der dem Zeus die Blitzkeile geschmiedet hat. Vermutlich hat er auch Thor den Hammer gebastelt. Genaues weiß man darüber aber nicht, weil die Griechen schon damals wenig Wert auf Rechnungen und Lieferpapiere gelegt haben.

Also heißt es am 07.05. um 1045 für uns wieder: Motor an, Anker auf, Kurs Limnos. Wir fahren einmal mehr über eine spiegelglatte See, genau einen Grad nach Nord, also 60 Seemeilen. Zweimal haben wir für jeweils etwa 2 Stunden leichten Wind aus 40°, gerade ausreichend für eine leichte Unterstützung der Maschine durch das Genuasegel. Den Motor stellen wir während der ganzen Etappe nicht aus. 

Wir beobachten, daß sich an Backbord wenige Fahrzeuge weit von uns entfernt bewegen. Der 'Durchgangsverkehr' Nord/Süd verläuft deutlich weit steuerbords von uns. Fahren keine Fähren nach Skyros? Später stellen wir fest, daß wir wieder durch ein militärisches Sperrgebiet gondeln ;-) von 39° 5,0 ' N  024° 40,0 ' E bis 39° 20,2 ' N  024° 45,5 ' E sind wir in weitem Kreis aus gutem Grunde allein ;-) 'Firering Danger Area' steht in der Seekarte. Wir sind sicher, daß niemand auf ein kleines Segelboot schießen wird. Unsere italienischen Erfahrungen bestätigen uns.

Der Kreuzfahrer Albatros kommt uns an backbord entgegen. Der Pott hat sogar seine Wasserlinie beleuchtet! Wir tauschen ein paar Grüße über Funk miteinander aus.

Die Nacht ist so hell, daß der vom Mond ausgeleuchtete Dunst auf der See kaum einen Blick auf die Sterne erlaubt. Entsprechend sieht dann auch der Sonnenaufgang gegen 0610 aus.

Sonnenaufgang im Dunst
Zwei Stunden später sind vor vor Limnos und suchen nach der Einfahrt in die Bucht von Myrina.






Viele Inseln und Inselchen liegen rings um Limnos, vor allem an der SW Seite. Die Bucht öffnet sich dem suchenden Auge nur zögerlich und die darin erkennbare Mole sieht aus, als hätte sich die Stadt mit einer durchgehenden Mauer vor der See geschützt.

Wo ist die Einfahrt?

 Zwischen Ruine und Kloster führt der Weg in den Hafen von Myrina

Ist man erst einmal drin, öffnet sich ein weitläufiger, großer Hafen, der beinahe jedes ankommende Schiff aufnimmt, mit Ausnahme der Kreuzfahrer, die nur ihre Tender gelegentlich in den Stadthafen schicken. Dieses Mal erledige ich das Anlegemanöver und - Zufall oder genetisch disponiert - positioniere ich die Seahorse genau vor dem nächsten Eiscafe der Stadt ;-)

Vom Niedergang direkt in die Eisdiele
Myrina fängt uns beide sofort mit einer heiteren, freundlichen und entspannten Atmosphäre ein. Es ist ruhig im Hafen und auch in der kleinen Stadt, die an Besucher gewöhnt ist. Die sauberen Straßen und Wege fallen sofort ins Auge. Myrina 'gefällt'.

Spaziergang durch Myrina
(Photos können durch Anklicken vergrößert werden)

Im alten Fischerhafen
Einkaufstraße
Blick auf die Ruine
Am Kai

Rettung für die Seele und aus Seenot
Altstadt

Da MÜSSEN wir noch rauf
Wir melden uns nirgends an, verzichten auf elektrischen Strom, füllen unseren Wasservorrat auf und brauchen keine Liegegebührt zu zahlen.

alte orthodoxe Kirche
Kirchweg
Die Burgruine fesselt uns natürlich vom ersten Blick an. Wir MÜSSEN auf den Hügel und lassen uns im Eiscafe den Weg dorthin erklären.

Den Hinweisschildern zu bestimmten Teilen der Anlage entnehmen wir, daß diese Ruine die besterhaltenste  Anlage der ganzen Ägäis ist. Am Ende einer lange und wechselvollen Geschichte ist das ein eher trauriges Bild.

Erste Besiedlungsspuren stammen bereits aus vorgeschichtlicher Zeit (WO nicht?). Die ersten Festungsbauten hat Athen um 1150 herum veranlaßt. Danach waren hier die Osmanen am Zuge, denen die Burg die erkennbare Weitläufigkeit und den massiven Ausbau verdankt. Im 2. Weltkrieg war die deutsche Wehrmacht hier stationiert. Völlig zerbombt wurde die Anlage 1947 von den Griechen dann selbst, im Bürgerkrieg.

 Eine weitläufige Beobachtungs- und Festungsanlage








Die Burganlage war keine Burg im deutschen Verständnis dieses Wortes. Hier war kein Platz für Prinzeßchen und Minnesänger, kein Pallas für Turnierspiele und Festlichkeiten. Hier wurde die Weite des Blicks zur Kontrolle der ganzen nördlichen Ägiäs genutzt. Hier war die Außengrenze des Osmanischen Reiches.

Wir treffen deutsche TouristInnen auf dem Weg zur Ruine und darin; uralte Leute ;-)  Anders als die Touristen halten wir uns nicht an die vorgegebenen Wege und entdecken 'Dinge' und Sichten, die den Anderen verborgen bleiben.

Lichtkontrolle durch den Skipper
In den Berg gesprengte Löcher
Da muß ich 'rein



Auf dem Heimweg entdecken wir eine Herde mit etwa 15 Rehen, die auf der einsamen Nordflanke der riesigen Ruine äsen. Sie beäugen uns mißtrauisch, lassen sich aber nicht stören. 


Wir haben 'etwas gesehen' zwei ausgedehnte Spaziergänge unternommen, ausgeschlafen und prüfen beim Abendessen die Wetterprognosen.

1900 - schlechte Nachrichten

Die jüngsten Prognosen sagen für den weiteren Verlauf unserer Route für die nächsten Tage sehr viel Wind voraus. YachtingWeather schätzt ab übermorgen bis 35 kn. Helmuts visualisierte Prognose geht ebenfalls von reichlich Starkwind schon auf dem Weg zu den Dardanellen aus. Der DWD läßt uns zögern. Für den Referenzpunkt etwa 60 sm südlich von Myrina prognostiziert der DWD für Morgen Wind mit maximal 5 Bft. 21 kn kennen und können wir recht unbeschwert.

Helmut bittet Markus M. per SMS zur Sicherheit ebenfalls um eine Auswertung der ihm verfügbaren Prognosen und bekommt zur Antwort, daß wir über 24 kn nichts zu besorgen haben.

Während des Abendessens tendieren wir noch dazu, ein paar Tage auf Limnos abzuwettern. Das würde unsere Vorhaben in Istanbul überwiegend platzen lassen.

Am nächsten Morgen entschließen wir uns auf der Grundlage der Daten des DWD und der Auffassung von Markus möglichst schnell nach Canakkale über zu setzen.

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