Der Wecker geht am Morgen schon früh,
denn wir wollen um 0700 auf nach Cesme. Doch die letzte Nacht hat uns
total gerädert und wir kommen nicht so richtig bei. Helmut und ich
sind dennoch wach, Edith lassen wir noch etwas schlafen und Sven
wecken wir nur, damit er hilft das Dingi an Bord zu holen. Dann holen
wir um 0730 den Anker ein und machen uns auf den Weg. Der Wind, der
uns schon in der Nacht auf Trab gehalten hat, ist auch jetzt noch
sehr stark. Als wir die Bucht verlassen bläst er uns mit 7 Bft
in Böen 8 Bft aus NNO um die Ohren. Vor allem wegen der starken Böen
bleibt uns nichts anderes Übrig als zu motoren. Wir hatten schon in
der Bucht die Rettungswesten angelegt. Sicher ist sicher! Wir kommen
mit 6 kn SOG voran und reiten über die Wellen. Selbst ohne Segel
bekommen wir hin und wieder ganz schön Krängung. Dabei spritzt
gelegenlich die Gischt über die Reling und macht uns nass. So fahren
wir fast zwei Stunden bis der Wind soweit nachlässt, dass wir nach
einer Kursänderung von 285º
COG auf 266º die Segel raufholen
und den Motor ausmachen können. Wir machen 4,8 kn über Grund.
Pünktlich
um 1000 steht wieder unsere tägliche Temperaturmessung auf dem Plan
(Lufttemperatur 26º, Wassertemperatur 22º) und direkt danach holen
wir die Genua ein und setzen den Blister, da wir nur noch unter 10 kn
Wind haben. Eine gute Stunde später wechseln wir erneut den Kurs und
haben den Wind dann direkt von hinten, weshalb wir eine Halse machen,
um den Blister umzusetzen und einen Schmetterling zu fahren. Dieser
Kurs ist nicht ganz leicht zu fahren, dennoch versuche ich mich
erneut daran, beim letzten Mal hatte es ganz gut geklappt.So fahren
wir eine Weile, doch die Windrichtung wechselt leicht und mir fällt
es schwerer den Kurs zu halten. Dann kann ich den Kurs nicht mehr
halten und der Blister schlägt zunächst nach BB über. Ich versuche
den Kurs zu retten, doch plötzig fällt der Wind böig und mit gut
16 Kn ein, das ist viel zu stark für den Blister. Er schläg wieder
auf SB über, irgendetwas reißt und schon liegt der Blister im
Wasser. Was für eine Scheiße! Zum Glück ist er nur an der oberen
Aufhängung gerissen, sodass er nicht verloren geht und von Sven und
Helmut geborgen werden kann. Meine Nervosität steigt, ich werde
unsicher und würde am liebsten das Steuer abgeben, doch das geht
jetzt nicht. Eine Weile stehen wir mehr oder weniger, so kommen beim
Bergen zumindest keine Probleme auf. Ich versuche wieder Fahrt
aufzunehmen, das Groß steht jetzt auf SB, aber die Lenkung bereitet
mir Schwierigkeiten. Ich übersteuere und wir kommen in eine
ungewollte Halse. Das Groß schlägt auf BB über und zur Krönung
reißen auch noch die Lazy Jacks, die dafür da sind, das Groß beim Runterlassen in die Persenning zu führen. Jetzt bin ich endgültig
durch! Der Wind nimmt etwas zu und als alles soweit verstaut und
provisorisch befestigt ist übernimmt Helmut wieder das Steuer. Meine
Kamikazefahrt ist erstmal vorbei. Der Wind nimmt so zu, dass wir
jetzt nur mit dem Groß 7kn SOG machen. Zügig nähern wir uns Cesme.
Bereits um 1530 laufen wir in die Marina ein, die wir dann über Funk
kontaktieren. Die Marina ist riesig. Bevor uns ein Platz zugewiesen
wird machen wir an der Tankstelle fest und tanken. Anschließend
geleitet uns der Marinero mit seinem Dingi zu unserem Platz.Dabei
hilft er uns, indem er uns beim Wenden in die richtige Richtung
drückt. Schon beim Fahren zwischen den Stegen sehen wir, dass unser
Boot hier eher zu den kleineren gehört. Hier liegt ne Menge Kohle!
Am Steg angekommen ist schon der nächste Marinero zur Stelle, um uns
beim Anlegen zu helfen. Alles läuft sehr professionell ab. Um 16 Uhr
liegt die Sea Horse gut vertäut mit zwei Moorings am Schwimmsteg.
Natürlich steht Wasser und Strom direkt zur Verfügung und wir
müssen nicht mal eine Gangway ausbringen.
Helmut
erledigt alle Formalitäten, wir bekommen sogar eine Infobroschüre.
Das hat natürlich alles seinen Preis, aber ab und zu kann man sich
das ja mal gönnen. Jetzt sind wir auf die Sanitäranlagen gespannt
und wir werden nicht enttäuscht: So tolle Waschräume/WCs habe ich
noch in keiner Marina gesehen! Alles ist sauber und wirklich stilvoll
ausgestattet. Etwas Besonderes ist auch, dass in den Duschräume
jeweils eine separate Toilette ist. Wir nehmen uns alle vor hier
mehrfach duschen zu gehen und das voll auszukosten.
Den
Nachmittag verbringen wir damit uns etwas auszuruhen und ausgiebig zu
duschen. Am frühen Abend machen wir uns auf den Weg die Stadt zu
erkunden. Dabei führt uns der Weg erstmal durch das weitläufige
Marinagelände. Alles ist hier auf die gut betuchte Kundschaft
ausgelegt. Ein schickes Restaurant neben dem anderen. Dazu zahlreiche
Designer-Läden, sogar ne Shopping-Mall. Alles ist sehr schön
angelegt, aber man erkennt, dass dies kein natrürlich gewachsener
Bereich ist. Es ist schon fast zu schön und uns ist klar, dass wir
hier eigentlich nicht hingehören. Auf dem ganzen Gelände ist nicht
eine Frau mit Kopftuch zu sehen. Das was man hier trägt sind
Einkaufstüten von Gucci, Prada und Lacoste ;-). Wir bahnen uns den
Weg durch die reiche Menge und erreichen dann den normalen
Stadtbereich, der direkt auf der anderen Straßenseite beginnt. Uns
spricht ein kleines Lokal an, das einen überdachten Außenbereich
hat, der mit Wein bewachsen ist. Hier trinken wir erstmal etwas Bier
und Wein und lassen das Ambiente auf uns wirken. Der Kellner spricht
ein paar Brocken Deutsch und er hat einen guten Humor. Als wir ihn
fragen, wo wir etwas zu Essen bekommen können, sagt er, dass sie
auch Kleinigkeiten anbieten. Wunderbar, wir bestellen uns ein paar von diesen Kleinigkeiten, alles schmeckt sehr gut. Der Alkohol und die
vorhergegangenen Nacht zeigen ihre Wirkung. Wir sind müde und machen
uns auf den Weg zurück zum Boot. Wir schlafen alle mal wieder wie
Steine.
08.07. - Ein ruhiger Tag in Cesme
Am
nächsten Morgen schlafen wir alle lange. Wir haben uns heute nicht
viel vorgenommen, außer ein paar Dinge zu erledigen. Ich mache mich
endlich daran, den Blog auf einen neueren Stand zu bringen und Edtih
näht den Überzug des Blisters. Die Männer erledigen den Einkauf
und fahren mit den Rädern weiter in die Stadt, um im Turkcell-Laden
unser Datenpaket aufzuladen. Es ist recht heiß und es geht nur wenig
Wind. Der wenige Wind kommt uns gelegen, da es noch daran geht die
Lazy Jacks zu reparieren, wofür ich bis zur 2. Saling den Mast hoch
muss, denn natürlich sind sie ganz oben gerissen. Voll ausgestattet
geht es für mich also wieder hoch. Diesmal dauert die Reparatur
etwas länger, aber alles klappt gut. Für ein paar Schnappschüsse
habe ich außerdem mein Handy mit hochgenommen, schließlich möchte
ich diesen Ausblick mit den anderen teilen.
Abends
kommen wir erst spät los, um uns die Stadt und die genuesische Burg
anzusehen. Vorher war es einfach zu warm. Wir sind bestimmt zwei
Stunden unterwegs und als wir oben an der Burg sind, ist es schon
dunkel. Die Aussicht auf die Bucht mit ihren vielen Lichtern ist
wirklich toll. Zwar können wir die Burg nicht mehr besichtigen, aber
zumindest bekommen wir einen kleinen Einblick, denn ein Tor, das wir
entdecken, ist nicht verschlossen. Es ist der Weg zum Eingang des
Minaretts und von hier aus ist die Aussicht noch ein bisschen
schöner.
Wir
kommen so spät zurück zum Boot, dass wir beschließen doch nicht
mehr zu kochen, um viel zu essen ist es eh zu war. Wir nehmen nur
Joghurt und Brot und natürlich ein paar Cocktails zu uns, bevor es
dann ins Bett geht.
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