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Canakkale - Marmara; 64 Seemeilen |
Der Vormittag ist von Einkäufen bestimmt, vom Auftanken der Diesel- und Wasservorräte, vom Erledigen der geschäftlichen Angelegenheiten mit der Marina.
Gegen 1200 versuchen wir abzulegen. Ohne Schlepphilfe ist das aussichtslos. Der Wind drückt mit 16 bis 18 kn auf den Backbordbug und schiebt die Seahorse unaufhaltsam in die Nachbarboote. Erst die Schlepphilfe der Marina, ein Schlauchboot mit starkem Außenborder, reißt die Seahorse mit Unterstützung des Bugstrahlruders mit der Nase in den Wind. Damit kommen wir vom Liegeplatz los.
Kurz darauf sind wir an der engsten Stelle der Dardanellen. Hier blasen uns 27 kn (scheinb.) auf die Nasen. Unmittelbar dahinter 'entspannt' sich die Windlast auf 23 kn. Die See ist ruppig, unberechenbar, weil sich die starken Bug- und Heckwellen der Großschiffahrt mit der Windsee mischen. Die dicken Nachbarn bringen viel Unruhe in die Oberfläche und zwingen die Seahorse, außerhalb (wo immer das geht) an der asiatischen Küste der Dardanellen entlang nach NO zu stampfen.
Eine Insiderinfo zu Ehren unseres Kameraden und Segellehrers Markus B.: Wir überfahren die Musa Banki (17 m tief) bei 40° 13,5' N 026° 30,3' E.
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Tschüss Tschanakkale |
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Viel Verkehr durch 'Dickschiffe' |
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An der engsten Stelle der Dardanellen |
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Ab 1400 blasen uns bis zu 32 kn direkt auf die Nasen. Aber die Oberflächenströmung, die uns die Anfahrt auf Canakkale so unglaublich schwer gemacht hat, setzt heute nur mit 1 bis 2 kn nach SW in die Ägäis. Das entspricht wohl der Grundlast der Summe aller Abflüsse aus Asowschen Meer, Schwarzem Meer und Marmara Meer. Vielfach vermischt ist darunter auch das Wasser der Donau! Wir fahren hier in den Daradanellen also auch auf der Donau, auf dem Don, auf ...
Das Wasser, das uns gelegentlich bis über die Sprayhout gespritzt wird, schmeckt tatsächlich deutlich weniger salzig als das Wasser des Mittelmeeres.
Um 1745 sind wir auf dem Marmarameer, 40 nm vor Marmara auf Marmara.
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Der Skipper freut sich |
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Hier beginnen/enden die Dardanellen im Norden |
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Die Enge weitet sich sich nach NO zu einem 'Meer' |
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Es wird frischer im Cockpit |
Wir fahren kurz darauf Stunde um Stunde in Wellen von etwa 1 m Höhe. Die kommen in Abständen knapp unter einer Bootslänge. Das bewirkt wieder dieses häßliche Hineinklatschen des Bugs in die zweite und dritte Welle. Wir hassen das, wollen den Kurs aber nicht 'mildern', um keine Zeit vor Marmara zu vertrödeln. Markus hat uns für Mittwoch 'schottische Verhältnisse' angekündigt.
Ab 2200 werden die Wellen 1,5 m hoch, ab 2400 teilweise 2,0 m. Dafür werden die Abstände größer. Das 'Klatschen' hört auf. Die Seahorse fährt sich angenehmer.
Der türkische Wetterbericht der zuständigen Koordinierungsstelle meldet auf Kanal 67 für unseren Fahrbereich lakonisch: Marmara; not cloudy, visibility good; Wind 3 to 5.
Wolken und Sicht stimmen. Von den drei Windstärken erleben wir gar nichts. 4-5 haben wir mindestens um die Ohren. Später werden 5-6 daraus, am Ende kurzzeitig 8-9.
Eine halbe Stunde vor Ankunft in Marmara fegen uns bis zu 42 kn um die Ohren. Die Fallwinde aus dem 700 m hohen Bergrücken der Insel kommen stoßartig, nicht vorhersehbar.
100 m vor der Einfahrt in den kleinen Hafen drücken die starken Böen das Boot zur Seite, als wollten sie es umwerfen. Erst 20 m vor der Einfahrt kommen wir in eine nennenswerte Abdeckung durch die Reihe aus Häusern und Bäumen direkt vor dem Ufer. Helmut bekommt das Boot sauber in das Hafenbecken. Wir drehen eine Runde um uns zu orientieren, verlassen das Hafenbecken um 2 Bootslängen und sind sofort wieder in dem brutalen Getobe des Windes. Wir legen die Seahorse einfach längsseits an die grobe Innenseite der Betonmole, quasi unmittelbar an der Hafeneinfahrt.
Das Festmachen bei Dunkelheit, im starken Wind, an Ringen, die nicht immer da sind wo sie mal waren, ist für eine 2 Mann Crew nicht einfach. Wir bekommen das unfallfrei hin und können die Seahrose fest und sicher vertäuen. Der Wind drückt sie auf die Mole. Arbeiten müssen jetzt nur noch die Fender. Wir legen uns schlafen.
Beobachtungen zum Marmarameer:
Das Meer ist im Süden relativ flach, nicht von schöner Farbe, der Nordsee ähnlich von einem stumpfen Grau.
Trotzdem haben wir in der Nacht ein besonders schönes Phänomen beobachten können, für das es sicherlich eine solche Sturmnacht braucht.
Das Meeresleuchten konzentriert sich heute auf die Stoßwellen des Bugs und der vorderen Hälfte des Bootes. Die dort erzeugen Wellen leuchten hell weiß, teilweise so intensiv, als würden sie von unten angeleuchtet. Gleichzeitg leuchten einige der höchsten Wellenkämme voraus ebenfalls. Die sich brechennden Kronen erzeugen Schaum, der die Kronen in weißes Licht taucht. Wenn dieser Schaum sich leuchtend von der Krone reißen läßt und rasend schnell auf die Seahorse zu geweht wird, wird das Bild gespenstig schön. Ich erinnere schwach ein Gedicht über das Meer, in dem von den weißen Reitern auf den Wellenkämmen die Rede ist. Heute habe ich sie gesehen.
12.05.'15 - Marmara, auf Marmara im Marmarameer ;-)
Kurz nach 0900 werde ich wach. Helmut
ist schon länger auf den Beinen. Mir geht es nicht so gut. Ich habe mich
offensichtlich erkältet. Halsschmerzen, eine rauhe Stimme, die später
mehr und mehr 'weggeht', sind dieFolgen davon. Meine Reiseapotheke
enthält alles Notwendige, um damit fertig zu werden. Es nervt gerade
jetzt ein wenig.
Wir
sehen uns den Ort an und nehmen unser Frühstück (diverse Backwaren) in
einem Cafe in dem nur Tee serviert wird. Nach 2 Tee pro Person und
vollen Mägen bei einer 'Rechnung' von insgesamt 10 TL gehen wir sehr
zufrieden und gut gelaunt in den Tag.
Marmara
ist in der Zeit etwas zurück geblieben, etwas wrackig an vielen
Stellen, wunderschön und lebendig neu an anderen. Es hat den Charme
der viele Griechenlandtouristen vor 40 Jahren in die Ägäis gelockt hat.
Die Menschen sind heiter, gelassen, freundlich und sehr hilfsbereit.
Die englische Sprache ist aber hier keine große Hilfe.
Trotzdem haben wir beide den Eindruck, es ist gut, auch diesen Hafen kennengelernt zu haben.
Nach einem Mittagsschläfchen in der prallen Sonne fühle ich mich schon besser; aufgeladen. Wir machen einen weiteren Spaziergang. Das Touristikbüro ist geschlossen. Wir fragen im 'Sunlight Otel' nach Möglichkeiten einer touristischen Rundreise, nach Informationen ganz allgemein. Nach kurzem Gespräch bestellt der Portier uns für Morgen 1000 ein Taxi, dessen Fahrer uns einmal komplett über Marmara fahren und uns alle Sehenswürdigkeiten zeigen wird.
Bis dahin sehen wir bereits selbst Einiges auf einem weiteren Spaziergang.
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Wunderbare Aussicht |
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Wilde Blumenwiesen - schöner geht's nicht! |
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Die Bucht vor Marmara (Marmor) |
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Kranker Fritz mit Schal |
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Alpenpanorama |
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Kleine Moschee |
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Kleines Gebetshaus am Ufer (arabisch) |
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Liegeplatz in der Hafeneinfahrt |
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zufrieden |
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Wir liegen WIRKLICH in der Hafeneinfahrt |
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Nachbarschaft |
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Eindrücke aus Marmara auf Marmara im Marmarameer |
Die Weiterfahrt nach Istanbul setzen wir nach einem gründlichen Studium der verfügbaren Wetterprognosen auf Donnerstag, 14.05.'15 0000 fest. Wir werden dann am Donnerstag gegen Mittag im Zielhafen in Istanbul sein. Heute ist der Wind über den Tag abgeflaut, braust aber am Abend mächtig über den Berg hinunter in den Hafen. Morgenabend soll dieser Wind komplett vorüber gezogen sein. Die Großwetterlage wird langsam von NO auf SW umstellen, mit freundlichen 2-4 Bft.
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